Über Sexismus im Netz

Heute war ich auf einem Panel, das hieß: „Das andere Geschlecht – Sexismus im Netz“. Das war eigentlich ganz spannend. Zuvor spannend waren aber die Trolle, die sich im Livechat rumtrieben. Das war nicht lustig, sowas gehört an den Pranger gestellt…

Doch wie ist das zu erklären?

Ich erlebe immer wieder, dass man so gern und so oft über Gleichstellung schreiben kann, sofern man das Wort Feminismus nicht in den Mund nimmt. Iiieh. Ekelhaftes Wort. Das ist doch die Schwarzer und so. Wir sind doch schon gleichberechtigt, das Netz ist gleichberechtigt, das brauchen wir doch alles nicht mehr. Darüber sind wir schon hinweg.

Nein sind wir nicht. Punkt. Ist so. Wirklich. Ihr könnt es mir glauben, insofern ihr nur einmal zuhören könnt und verstehen wollt. Du setzt dich ein. Für Gleichberechtigung. Schon der erste Fehler. Du sprichst es an. Was wagst du es dir überhaupt? Hallo?! Wie kommst du dazu? Du dreckige Schwarzer-Schlampe. Oder einfach nur: Emanze. Feministin. Du böses, männerverachtendes Ding? Wie kommst du dazu, zu behaupten, dass Trollerei und Ausschlussmechanismen irgendwas Sexistisches an sich haben könnten? Ich weiß auch nicht. Ich fühl mich hier so unwohl. Werd nicht ernst genommen. Gegen mich werden Vergewaltigungsfantasien geäußert. Du dumme Fotze. Ich höre es immer wieder. Mord.

Man will mich zerstören. Weil ich eine Frau bin. Das versteht nur niemand. Das will niemand wahr haben. Aber die anderen, jeder andere, jede andere, wird doch genau so angetrollt. Schon mal Gedanken darüber gemacht, wie es ist, eine Frau zu sein? Wie es ist, nicht-deutsch zu sein? Weißt du, wie das ist? Nein, weißt du nicht. Nicht schlimm. Aber bitte. Nur eine Bitte. Höre zu, nimm mich wahr, nimm mich ernst, auch nur wenn du das Netz als etwas begreifst, wie ich es begreife. Als ein Instrument von Gleichberechtigung. Wo das alles keine Rolle mehr spielen sollte. Wir haben dieselben Wünsche. Doch unser Umgang damit äußert sich verschieden. Hör mir zu. Bitte. Ich bin wie du. Gib mir Zeit mich erklären. Sag jetzt nichts.

Sieh: Ich bin eine Frau. Du kannst es nicht wissen. Du bist ein Mann. Du bist jung, vielleicht genauso alt wie ich. Zuhören. Nur jetzt. Ich bitte dich. Wir sind so, wie wir sind. Wir sind darauf getrimmt worden. Feminismus ist doof. Gleichberechtigung ist toll. Darum müssen wir uns keine Gedanken mehr machen, denn es gibt ja das Netz. Nein.

Realität. Du siehst sie genauso, wie ich. Wurdest du schon einmal herabgewürdigt, weil du ein Mann bist? Wie sah das aus? Können wir drüber reden? Errzähl es mir, ich möchte es wissen. Bevor du anfängst, lass mich einsteigen. Bei mir ging das so: Dumme Fotze. Ich reiß dir dein Arschloch auf. Du gehörst verbrannt. Nimmst nur die Alpha-Türken. Du faule Sau. Gehst nicht arbeiten. Du bringst uns um Kopf und Verstand, du dumme Hure. Höre, was ich dir zu sagen habe, du fleischgewordene Missgeburt. Du willst es doch so. Trink doch nicht so viel. Zieh dich doch nicht so an. Obwohl, dann will ich dich nicht mehr, du frigides Stück Scheiße. Ich fühle mich benachteiligt, du dumme Schwarzer-Schlampe. Du nimmst uns die Kinder weg. Mein Mann-Sein wird nicht mehr anerkannt. Wie kannst du nur immer dich fokussieren? Ich leide. Diese Quoten, sie machen mich krank. Du elende Hure. Du bist schuld. Nun gib mir doch endlich mein Mann-Sein zurück. Kämpfe für mich. Du hast es nicht anders verdient. Du willst es doch so. Willst doch Gleichberechtigung. Warum tust du es dann immer nur für dich? Hilf mir doch. Hilf mir, mich endlich wieder zu finden, in dieser Gesellschaft. Ich will das nicht. Emanzipation? Warum ist das nur weiblich? So hilf mir doch? Dazu sind Feministinnen doch gut.

Ich wünsche mir eine Welt in der all das nicht mehr vorkommt. In der ich mich wohlfühlen kann, in der ich mit Männern gemeinsam lachen, sie spontan kennenlernen und die Straßen entlang laufen kann. Ich will das. Ich bin Feministin und all das will ich. Einen Mann kennenlernen. Ihn toll finden. Kinder. Flirten. Sex. Leben. Liebe. Wir wollen das Gleiche. Es soll niemals aufhören. Du denkst wie ich. Nur ein bisschen anders. Drückst du das aus. So glaube mir doch. Wir sind Menschen. Hilf mir, mich zu vergessen. Mein Geschlecht. Das ist unwichtig. Und wieder nicht. Du liebst es. Bitte hör mir zu. Wir sind gleich. Ich will dich schätzen können. Bitte gib mir das Gefühl.

Lass uns diese sexistischen Drecksäcke vergessen. Lass uns eins werden. Bitte. Nur jetzt gleich. Nur dieses eine Mal. Lass es uns versuchen. Es wär so viel einfacher. Wir könnten uns lieben. Bedingungslos. Jetzt hörst du mir zu. Es fühlt sich so wunderbar an. Ich glaube dir. Was ist das da draußen. In diesem Netz? Haha. Ich lache. Wir lachen gemeinsam. Es fühlt sich gut an.


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63 Antworten zu „Über Sexismus im Netz“

  1. @johannes: es schockiert mich ehrlich gesagt, welches bild du von meinem und den anderen blogs hast. ich gehe davon aus, dass du bisher hier nicht viel gelesen hast. oder es liegt ein grundlegendes missverständnis vor: das eintreten für frauenrechte bedeutet nicht gleichzeitig, dass männer doof sind.

    du schreibst: „Gerade zu deinem Blog muss ich sagen, dass es mir von dir das Bild vermittelt hat, dass du dir im Prinzip eine Welt ohne Männer wünschst, weil dich Männer eh nur stören, belästigen und bedrohen und damit in deiner Freiheit einschränken. Ich war ehrlich gesagt überrascht von dem recht hoffnungsvollen Männerbild, was du im Artikel hier zeichnest. Vor dem Artikel hätte ich gedacht, dass sich bei dir “männlich” und “toll finden” von vornherein ausschließen.

    Sorry, dass ich das so drastisch formuliere, aber so kommt/kam es bei mir an. Ist so. Vielleicht liegt es daran, dass du hier von Männern nur dann und nur von Männern schreibst, die dich irgendwie stören.

    Auch das hier: “Ich als Feministin kann ihnen zeigen, guck doch mal hier. Ist das nicht auch nett?” finde ich in meinen Eindrücken zu deinem Blog überhaupt nicht wieder. Da lese ich eher, Frausein und noch dazu homo und obendrein noch Feministin ist so ziemlich das schlimmste Schicksal, was es gibt.“

    das sind allesamt unterstellungen und fehlinterpretationen deinerseits und ich würde dich bitten, diese nicht weiterhin hier zu veröffentlichen.

    hinzukommt, dass du das erste mal die kommentarfunktion nutzt, um mit mir in kontakt zu treten. im nachhinein betrachtet empfinde ich dein verhalten gerade als ziemlich feige. du wunderst dich über themen und tenore, hast nie nachgefragt, wenn etwas unklar war oder kritisiert, was dir nicht gefallen hat und stellst feministische blogs dar, als seien sie ein hort des männerhasses. hinzu kommt, dass du nur ausschnittsweise zu lesen scheinst.

    ich finde so ein verhalten sehr befremdlich und frage mich gerade, auf welcher basis wir hier eigentlich diskutieren. bisher aufgrund deiner vorurteile und annahmen. so macht das keinen spaß.

  2. @Lantschi:

    Ich weiß, dass das unschön ist, was ich geschrieben habe. Tut mir leid, dass das bei mir so ankommt. Ich kann dir auch gerne zeigen, an welchen konkreten Artikeln mein Bild, das ich hier dargestellt habe, entstanden ist. Dazu brauche ich aber etwas Zeit, weil ich da etwas Zitate sammeln muss. Vielleicht heute Abend.

    Es würde mich sehr freuen, wenn du mir am Ende zeigen kannst, dass ich falsch liege. Vielleicht ist ja wirklich alles ein Missverständnis.

    Ich glaube dir gerne, dass du deine Identität als Befreiung empfindest und definierst und das freut mich. Wirklich.

    Schonmal vorab eine Klarstellung: Das Wort „Männerhass“ habe ich nicht verwendet. Ich empfinde feministische Blogs nicht als Ort des Männerhasses. Das ist eine Fehlinterpretation von deiner Seite. Ich empfinde sie aber in weiten Bereichen als anklagend. Für mich kommen von dort ständig Forderungen und Maßregelungen an Männer. Manchmal auch Spott und Häme.

    Ich sehe sie aber keinesfalls als Analogon von maskulistischen Blogs/Foren als Hort des Frauenhasses. Das ist ganz was anderes.

  3. @johannes, ich brauche dafür keine Beweise, weil ich im Nachhinein nicht meine Texte rechtfertige, die du falsch verstanden hast. Zu Texten von anderen werde ich mich auch nicht äußern.

    Ich bin auch nicht bereit, dein verschrobenes Bild von mir und „dem Feminismus“ wieder gerade zu rücken, solange du meine Worte nicht ernst zu nehmen scheinst, dass das mit Verlaub völliger Quark ist, den du da herbeifantasierst. Ich habe kein Problem, also warum sollte gerade ich an der Lösung arbeiten? Das scheint mir verwunderlich.

    Das einzige, was ich dir raten kann: Versuch mal einen anderen Blick auf entsprechende Texte zu werfen, dich ein Stück weiter links oder rechts deiner Scheuklappen zu bewegen. Ich werde das nicht für dich machen. Grundsatzdiskussionen sind hier völlig fehl am Platz. Leider habe ich kein Grundsatzpapier, auf das ich verweisen kann. Bei der MM findest du das hier: http://maedchenmannschaft.net/das-feministische-lexikon/ und hier: http://maedchenmannschaft.net/netiquette/

  4. @Lantzschi:

    Ich nehme deine Worte ernst. Ich nehme zur Kenntnis, dass ich dich falsch verstanden habe.
    [edit: gelöscht]

    Deine beiden Links kenne ich zur Genüge. Zig mal durchgelesen.

    Und ein Problem habe ich auch nicht.

  5. @johannes: ich sage es gerne noch einmal – ich wünsche hier keine wüsten Anschuldigungen, ich wäre männerfeindlich. Sonst lösche ich demnächst deinen Kommentar in der Gänze.

    Dieses Blog hat 499 Artikel. Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen.

  6. @Lantzschi:

    Ok. Ist gut. Das, was du von mir gelöscht hast, bezog sich zitierbares aus deinen 499 Artikeln, aber ich bin froh, dass du es gelöscht hast.

    Ich will mich nicht mit dir in einer Schlacht um Worte und Zitate verlieren. Dazu begann unser Dialog hier zu konstruktiv und ich würde gerne wieder dorthin zurück.

    Ich gebe zu, dass ich das eine oder das andere zu unüberlegt geschrieben habe. Entschuldigung dafür. Und das meine ich so. Tut mir leid.

    Können wir uns hier nochmal die Hand reichen?

    Wenn ich hier so durch dein Blog blättere, finde ich einige Artikel, in denen du unmögliches Männerverhalten schilderst. Wie z.B. in diesem hier auch. Ich bin da immer wieder überrascht, was es für Typen gibt und auch etwas verärgert über diese Typen. Die Versuchung ist groß, dass mit „Die übertreibt bestimmt.“ irgendwie zu relativieren, zumal du nicht immer alle Zusammenhänge beschreibst, sondern betont deine persönliche Sicht. Aber ich will dir nicht unterstellen, dass du übertreibst, schließlich ist mein einziger Grund dazu, dass ich nicht so recht wahrhaben will, was ich lese. Diese Artikel lassen mich immer etwas ratlos und nachdenklich in den Bildschirm schauen. Was soll ich dazu sagen? Soll ich überhaupt was sagen? Kann ich irgendwas tun? Nein, ich kann nichts tun. Und was zu sagen? Was? Vielleicht: „Ist ja heftig, was es für Typen gibt!“ Nein, wie klingt das denn? Oder vielleicht „Wo ist dir *das* denn passiert?“ Hmm, auch schlecht, das geht so etwas in Richtung victim blaming „Wenn du $dortunddorthin gehst, dann darfst du dich nicht wundern, wenn …“ Und Kommentare wie „Ich hätte soundso reagiert.“ gehen schonmal gar nicht. Am besten schreibe ich also gar nichts.

    Zurück bleibt so ein merkwürdiges Gefühl. Mir selbst ist sowas noch nie widerfahren und ich habe mir auch nie Gedanken um sowas gemacht, wie ich mich verhalte, dass mir sowas nicht widerfährt. Ich bin gegenüber dir da also privilegiert, dass ich einfach mache, was ich will, ohne dass mir sowas widerfährt, wie das, was du hier beschreibst. Und das trifft mich irgendwie. Ich will nicht privilegiert sein. Privilegiert sein ist böse. Verdammt, ich kann aber doch nix dafür.

    Und jetzt redet die da noch über Sexismus und wir wissen ja alle, dass das Patriarchat und Androzentrismus (alles männlich) Frauen diskriminiert, unsichtbar macht und so. Und dann soll ich auch noch über meine Geschlechterrolle nachdenken. Warum wohl? Bestimmt, weil Männlichkeitsideale solche schrägen Typen hervorgebracht haben, die lantzschi und ihre Freundin in ihrer Freiheit einschränken.

    Und ich fühle mich davon einfach angeklagt. Ich weiß, dass du weißt, dass die Typen Ausnahmen sind. Das brauchst du mir gar nicht zu sagen. Ich weiß auch, dass du nichts gegen mich hast. Was auch. Ich habe dir nichts getan. (Außer dich vielleicht vorhin mit ein paar unüberlegten Kommentaren verärgert, sorry nochmal)

    Und trotzdem fühle ich mich angeklagt. Warum bloß? Verdammt. Ich habe nie einer Frau etwas böses getan. Trotzdem plagt mich jedesmal, wenn ich im Dunkeln zu Fuß unterwegs bin und eine alleingehende Frau überholen muss, mein Gewissen: „Hoffentlich hat die jetzt keine Angst vor mir!“ Wenn es geht, wechsle ich die Straßenseite oder sowas. Ach, mensch, ich will das alles nicht mehr. Warum kann ich die Frau nicht einfach überholen, dabei vielleicht freundlich „Hallo“ sagen und von ihr ein „Hallo“ zurückbekommen. Vielleicht mich noch umdrehen und lächeln und von ihr ein Lächeln zurückbekommen, kann doch alles nicht so schwer sein. Warum haben Frauen bloß so Probleme mit Männern? Weil man fremden Männern einfach nicht trauen kann. Sogar Air France hat das begriffen. Männer sind Schweine.

    Verdammt. Ich bin kein Schwein. Mir kann man trauen. Keine Frau braucht vor mir Angst haben, wenn sie mir im Dunkeln begegnet. Und es hat auch keine Frau Angst davor, mir im Dunkeln zu begegnen. Frauen haben vielleicht Angst, wenn sie mir im Dunkeln begegnen, weil sie nicht wissen, ob sie mir oder einem x-beliebigen Mann begegnen, der sie einfach nur freundlich anlächelt, oder einem solchen Typen, von denen lantzschi sie hier so erzählt.

    Frauen haben also Angst vor mir, weil sie in mir und in jedem Mann so einen Typen sehen? Was kann ich denn bloß tun, um zu zeigen, dass keine Frau vor mir Angst haben muss? Wahrscheinlich gar nix. Die sehen in mir ja doch den potentiellen Vergewaltiger. Und überhaupt sind wir Männer für die ja eh alle das letzte. Und für die Lantzschie sowieso, sooft wie die das in ihrem Blog beschreibt, was die schon für Typen erlebt hat, wie soll die denn überhaupt ein positives Männerbild haben. Wahrscheinlich ist ihr gestern nur irgendein ganz normaler netter Typ begegnet wie ich und sie hat Angst gehabt, weil sie eh in jedem Mann das einen Vergewaltiger und das schreibt sie jetzt in ihrem Blog …

    Scheiß Schlussfolgerung. Falsche Schlussfolgerung. Geht gar nicht. Ich weiß. Aber es ist leider die einzige, die mich ruhig schlafen lässt. Weil sie das Problem zu einem lantzschi-Problem macht. Durch sie muss ich mich nicht mehr angeklagt fühlen.

    Tut mir Leid, Lantzschi. Ich habe dir unrecht getan. Tut mir wirklich Leid. Ich habe unbewusst falsch schlussgefolgert. Vielleicht verstehst du etwas warum.

    Ich fühle mich einfach angeklagt, von deinen Berichten über sexistische Drecksäcke. Vollkommen irrational, aber irgendwie ist es so. Ich habe es mal versucht irgendwie zu erklären … naja. Vielleicht kannst du es ja ernst nehmen, dass ich da dieses Gefühl so habe.

    Und vielleicht verstehst du auch, warum es mich so trifft, wenn jemand männerfreie Zonen fordert.

    Und sorry nochmal wegen vorhin.

  7. @johannes:

    ich verstehs immer noch nicht. Redest du mit mir? ja? Ok. Wo fordere ich dann bitte männerfreie Zonen? Wessen Schuld ist es, dass du dich komisch fühlst, wenn du nachts an Frauen vorbei läufst? Wessen Schuld ist es, dass du deine Männerrolle nicht so befreit leben kannst wie du willst?

    Schau dich mal bitte um und sieh dir an, wer mit dir in einen Ring steigen will und wer nicht. Wir sitzen alle im selben Boot.

  8. @lantzschi:

    Hmm, das mit den männerfreien Zonen hätte ich erklären sollen. Die forderst nicht du, aber gibt diese Forderungen und sie werden auch umgesetzt. Und obwohl sie mich gar nicht tangieren, trifft es mich. Die Botschaft ist: „Vor Vertretern deines Geschlechts muss man muss man Frauen schützen.“

    Und wessen Schuld es ist… ist doch egal. Darum geht’s nicht.

    Ich versuche dir zu erklären, dass ich mich angeklagt fühle von deinen Berichten über schräge Männer. Obwohl ich rational weiß, dass du mich gar nicht anklagen willst. Vielleicht kannst du es ein bisschen verstehen. Vielleicht auch einfach nur zur Kenntnis nehmen.

    Und das mit dem befreiten leben meiner Männerrolle. Was ist überhaupt meine Männerrolle? Rollen kann man spielen, aber nicht leben. Ich will eben gerade keine Rolle spielen. Rollen spielt man so, wie sie jemand geplant hat. Und das will ich gerade nicht. Ich will befreit und ohne schlechtes Gewissen alles tun, was mir selbst sympathisch ist. Und das gelingt mir auch ganz gut, wenn …, ja wenn ich zumindest temporär einiges vergesse, was ich so in feministischen Blogs gelesen habe. Sorry, ist so. Ob das jetzt berechtigt ist oder nicht, wessen Schuld das ist, … darum geht’s gar nicht. Ich will nicht anklagen. Ich will das nur mal sagen.

  9. […] auch alle wissen, wovon sie sprechen. Viel Spaß beim Hören und freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Netzpolitik.org. Danke! […]

  10. was mir an dieser durchaus komischen – im Sinne von merkwürdig bis bizarr – Diskussion zum Thema „Sexismusprävention“ bzw. „Selbstschutz“ auffällt: WARUM ist das überhaupt nötig?

    .. und wenn man das nun in Tiefe durchanalysiert, kommt mensch wohl darauf, dass es sich hierbei um ein DICKES gesellschaftliches Problem handelt – wie so vieles in „unserer“ Gesellschaft eher krude und ziemlich pervertiert aka geistig verbogen ist. In diesem Sinne ist Sexismus wohl auch nur eine andere Form von Rassismus (mal wieder). Anders denkend, anders handelnd, von einer willkürlich gezogenen Norm abweichend, Diskriminierung aufgrund eines Merkmals, das dem Gegenüber aus verschiedensten Gründen nicht behagt – in diesem Fall das Weiblich-sein usw. – letztlich „nur“ primitiver Rassismus.

    Sexismus ist in meinen Augen nur ein Einzelaspekt des Problems – „unsere“ Gesellschaft ist asozial (z.B. Leute sterben in ihren Wohnungen + ihre Leichname werden erst ein halbes Jahr später „entdeckt“, körperlich Beeinträchtigte und alte Leute werden geistig nicht „für voll“ genommen, der Nachbar hat seinen Strauch 10 cm in meinen (!) Garten reinragen – verdammter linker Baumkuschler …), völlig unzurechnungsfähig (Menschen, die sich nicht anpassen (könnnen), werden solange therapiert, bis sie entweder „normal“ sind oder Invalidenrente bekommen bis an ihr Lebensende und somit aus „der“ Gesellschaft aussortiert sind; beliebig fortzusetzen) und blind dem Nächsten gegenüber (Rollstuhlfahrer? Soll gefälligst die Treppe benutzen! Blind? Fall halt von der Bahnsteigkante! Sexueller Missbrauch und männlich? Ach, wieder ein kinderfickender Priester – geh zur Kirche und beschwer dich! .. nicht mein Problem …. Männer? Alles potenzielle Mörder und Vergewaltiger. Frauen? Alles potenzielle Opfer.).

    Ich könnte die Liste der Teilaspekte noch lange lange fortsetzen – aber: wo und WIE möchte man ansetzen? Bringt es etwas, nur einen Teilaspekt herauszugreifen? Was ist mit dem überwältigenden Rest? WIE erreicht man ein Umdenken?

    Erinnert mich sehr an einen Eintrag, den ich gestern auf SchwarzesBayern.de gelesen habe. Ging um das Thema „Ich liebe einen Borderliner – Sind Partnerschaften mit Borderlinern möglich?“ – siehe: http://www.schwarzesbayern.de/V2/board3-schwarzes-bayern/board84-speaker%C2%B4s-corner/board17-herzensangelegenheiten/4262-ich-liebe-einen-borderliner-sind-partnerschaften-mit-borderlinern-m%C3%B6glich/

    Auf die einleitende Frage folgte ein ewig-langer Text zu dem Thema „Was ist Borderline-Syndrom“ .. wurde von meinen dortigen Vorkommentatoren schon ausgiebig beantwortet, mein Kommentar ging aber in eine andere Richtung: Solange man sich nicht hinter diesem einen Merkmal, dass von „der“ Gesellschaft als Makel angesehen wird, versteckt bzw. es als Entschuldigung für alles verwendet, was einem zustößt (ja, könnte man in dem hiesigen Kontext mal wieder mißverstehen, was aber nicht so gemeint ist .. Schriftsprache eignet sich nun mal nicht sonderlich gut zum Ausdruck von Kontext), sondern damit lebt, ist alles in Ordnung. Jeder Mensch hat irgendein Problem, ob nun selbst erzeugt oder von unserer Umgebung aufgedrückt – im hiesigen Fall: Stempel „Du bist Frau“, vorausgesetztes Weltbild, so sind die Dinge … vorausgesetzte Verhaltensweisen – Abweichler? Vernichten! – was du nur dadurch kompensieren kannst, indem du LEBST, ergo auch, anderen VORlebst, wie es richtig ist und sein kann. Und manchmal führt das TATSÄCHLICH dazu, dass der Rest der Menschheit erst einmal nachdenkt, und DANN positiv! handelt.

    Was sehe ich also? Unsere Gesellschaft – wie auch viele andere „Gesellschaften“ – ist die des Einzelkämpfers, der/die/das alleine mit seiner Umwelt klarkommen muss, sich abschotten muss vom Rest der Welt, und nicht etwa eine Mitmacher- und Miteinander-Gesellschaft. Und wenn sich dieses Mentalitätsproblem um nur 20% ändert, wird der Ton auf einmal viel viel freundlicher. Dann – und darin – sehe ich noch Zukunft für die Spezies Mensch.

    Ergo: Um den Teilaspekt „trolliger Sexismus / Rassismus“ zu erledigen, müssen auch die restliche Teilaspekte wie etwa schon genanntes „Männer sind potenzielle Vergewaltiger“, Blinde sind hilflose Krüppel (Gegenargument: Nimm alle Verkehrszeichen und sonstige Symbole weg – und DU, ja, GENAU DU, der das hier liest! bist in der Großstadt genauso ein hilfloser Krüppel wie „Der Blinde“) usw. sich mitverändern.

    Rein mental. Bisserl abweichlerisch vom Weltbild „wir sind eine Gesellschaft, aber alles Einzelgänger“. Wer macht mit?

    cu, w0lf.

  11. onyx

    Geschlechterkrieg im Internet

    […]
    Mit ihrem Alarmruf „Sexismus 2.0“ brachte Susanne Klingner die Problematik in Neon auf den Punkt. „Das Medium des 21. Jahrhunderts repräsentiert die Geschlechterverhältnisse des 18. Jahrhunderts“, schrieb sie. Frauen schreiben Strickblogs, Männer führen das große Wort, wenn es um Politik und Technik geht. „Kompetenz wird im Internet, wie auch außerhalb des Netzes, immer noch mit Männlichkeit gleichgesetzt“, klagt Klingner.

    Sie selbst gehört nicht gerade zur Strickblog-Fraktion. Sie ist Autorin bei dem Gemeinschaftsblog „Mädchenmannschaft“, der sich zu feministischen Themen zu Wort meldet. Und als solche hat sie ein Problem, das vielen Bloggerinnen zunehmend zu schaffen macht: Frauen, die sich zu den „harten“ Themen zu Wort melden, müssen sich auf fiese Kommentare unter der Gürtellinie gefasst machen.

    Als Klingner zum Beispiel kürzlich ein Radiointerview zum Thema „Feminismus im Netz“ gab, quoll danach die Kommentarfunktion der Mädchenmannschaft über. „Suchen Sie sich einen Mann und sitzen Sie nicht vor technischen Gerätschaften wie dem Computer“, stand da. Oder: „Vielleicht sollten Sie demnächst mal wieder etwas mehr für Ihre Figur machen, sich entsprechend kleiden, dann klappt es auch mit den Männern.“

    Die Gender-Debatte im Netz, eine Zeitreise: Ähnliche Sprüche waren schon in den 60er Jahren angesagt, um Frauen einzuschüchtern. „Frauen mischen sich zu wenig in die Netzpolitik ein“, findet auch Leena Simon, die das Vernetzungstreffen in Hattingen gemeinsam mit der Bloggerin Gudrun Habersetzer organisiert hat. Die 25-jährige Politikstudentin gilt heute als das Zünglein an der Waage, wenn es um die Gender-Debatte innerhalb der Piratenpartei geht.

    Auf dem Bundesparteitag im Mai kandidierte sie als einzige Frau für den Parteivorstand. Die Wahl hat sie verloren. Vor allem, weil sie ihren Parteigenossen kurz zuvor mit der Gründung eines Netzwerks für „Piratinnen“ – Slogan: „Klarmachen zum Gendern!“ – auf die Füße getreten war. Schließlich wollen die Piraten den Faktor Geschlecht erst gar nicht zum Thema machen, und so bescherte die Debatte über Leena Simons Gender-Initiative viel internen Zank und der Diskussion um Gleichberechtigung im Internet ein neues Schlagwort: „post-gender“.

    Wer den Begriff aus der Taufe hob, ist unklar. Der Piratenpartei-Vorsitzende Jens Seipenbusch will es nicht gewesen sein, er dementierte die Aussage „Wir sind post-gender!“ in der taz. Das ändert allerdings nichts daran, dass trotz zehnstündiger Wahlprozedur am 15. Mai keine Frau in den Vorstand gewählt wurde. In Hattingen herrschte Einigkeit: Von einem Post-Gender-Zustand im Netz – also ein Zustand, in dem das Geschlecht keine Rolle mehr spielt – kann noch lange nicht die Rede sein.

    Das zeigte sich im April auch auf der „re:publica“, einem Treffen der deutschsprachigen Bloggerszene. Zum vierten Mal fand die Konferenz in Berlin statt und auch hier wurde die Genderfrage gestellt: „Das andere Geschlecht – Sexismus im Internet“ hieß eine von zwei Diskussionsrunden zum Thema, in der Anne Roth mit einer weiteren Bloggerin und einem Kulturwissenschaftler auf dem Podium saß.

    Während die Podiumsteilnehmer und das Publikum über fehlende Geschlechtergerechtigkeit im Netz debattierten, lieferte ein anonymer User namens Penenbernd im Livechat ein anschauliches Beispiel für die Problematik: Geschätzte hundert Mal ließ er seinen Beitrag über die Leinwand flimmern. Er lautete: „Mein Sack“.

    Etwas Ähnliches geschah auf dem Kongress „Sigint“ des Chaos Computer Clubs am letzten Mai-Wochenende: Hier kommentierte ein Teilnehmer die Veranstaltung „Women and Geek Culture – What’s the problem, guys?“ auf Twitter: „So, jetzt reden zehn Brüste über Feminismus.“

    Es sind vor allem diese sexistischen Kommentare, die von konstruktiven Diskussionen über die Rolle von Frauen im Netz ablenken. Im Duktus der Netzgemeinde heißen solche Störer „Forentrolle“. Einfach ignorieren, lautet der gängige Rat, Forentrolle sind überall. Doch das ist gar nicht so einfach, weiß Beate Hausbichler, die als Redakteurin für das Wiener Online-Magazin dieStandard nach Hattingen gekommen ist. Bis zu 1000 Postings müssen die Redakteurinnen an manchen Tagen überblicken.

    Im Forum tummeln sich vor allem Männer, die gegen Feminismus wettern. Bei dieStandard ist deshalb dienstags forenfreier Tag. An diesem Tag stellen die Redakteurinnen ihre Meinunsgsstücke online, die meist Ziel besonders heftiger Attacken sind. „Ich habe schon von vielen Frauen gehört, dass sie auf unsere Seite keine Beiträge mehr posten, weil sie sich die Kommentare darauf nicht antun wollen“, bedauert die Journalistin.

    EMMA hat ganz ähnliche Erfahrungen im Netz. Susanne Patzelt, die seit Jahren das EMMA-Forum moderiert, berichtet: „Immer wieder versuchen Maskulisten, jene organisierten Feministinnen-Feinde und Frauenhasser, das EMMA-Forum zu überschwemmen und meinungsfreudige Feministinnen einzuschüchtern. Das geht von einfachen Beleidigungen bis zum organisierten Stalking. Aber vor allem: Sie versuchen gezielt, konstruktive feministische Diskussionen auf Null zu bringen. Es geht ihnen nicht darum, ihre kontroverse Sicht der Dinge vorzutragen, sondern bewusst die Party zu sprengen und den Frauen die eigenen Spielregeln und Themen aufzuzwingen.“

    Aus diesem Grund hat EMMAonline seit Anbeginn ein moderiertes Forum: Jeder Beitrag wird grundsätzlich erst nach Sichtung ins Netz gestellt. Mehrere Versuche, auf diese Vorabsichtung zu verzichten, endeten auf EMMAonline binnen Stunden in Hasspostings gegen die „Feminazis“ und das „schwanzlose Gesindel“.

    Auch Gudrun Habersetzer, Mit-Initiatorin des Hattinger Vernetzungstreffens, hatte kurz vor dem Wochenende eine E-Mail dieser Art erhalten: „Na, bekommt ihr euer Genderwahnsinnstreffen nicht voll? Ja ja, die natürlichen Frauen, die es zum Glück auch noch gibt, lesen halt lieber Bunte als c’t.“ Die Mail hat das 45-jährige „Piratenweib“, so lautet auch der Titel ihres Blogs, gleich in ihren Vortrag über Cyberstalking eingebaut. „Die Anonymität des Internets senkt die Hemmschwelle, Menschen offen anzugreifen“, sagt Habersetzer. Sie weiß, wovon sie redet.

    Seit sie ihren Blog betreibt, hat sie selbst zahlreiche E-Mails der Art bekommen, wie sie sie jetzt per Beamer an die Wand wirft: „Wegen solcher Tussen krieg ich Lust, mal ne Frau zu vergewaltigen“, heißt es da über die „Femischlampen“. Oder: „Erschießen sollte man diese Fotze!“ Neben E-Mails versenden die Stalker auch sexistische oder pornografische Fotos, sie verbreiten Gerüchte im Netz oder loggen sich unter den Namen der Frauen in Foren ein und posten Beiträge. Und der Ton steigert sich.

    Die erste Morddrohung erreichte Stephanie Mayfield vor ein paar Monaten. Neben ihrem Studium betreibt Mayfield das feministisch-lesbische Werbenetzwerk „Lila Box“. Eigentlich wollte sie an diesem Abend vor einer Party nur noch schnell einen Blogeintrag veröffentlichen. Stattdessen ging sie mit einer ausgedruckten E-Mail zur Polizei. „Dir gehört der Schädel wirklich verprügelt. Ich häng dich mit den Füssen nach oben auf und dann verbrenne ich deinen scheiß langen Körper“ stand da.

    Seither hat sie zwei weitere Mails dieser Art erhalten, immer samstags, immer mit den gleichen Drohungen: Vergewaltigung, Misshandlung, Mord. Doch Mayfield ließ sich nicht einschüchtern und veröffentlichte die Morddrohung bei der „Mädchenmannschaft“. Seitdem haben sich zwölf Frauen gemeldet, die laut Mayfield E-Mails vom selben Täter bekommen haben.

    „Ich kenne Frauen, die aufgrund von Drohungen nicht mehr im Internet aktiv sind. Zum Teil wurden auch ihre Kinder bedroht“, sagt Gudrun Habersetzer. Sie vermutet, dass Maskulisten und Anti-Feministen hinter den Nachrichten stecken. Sowohl Habersetzer als auch Mayfield haben bei der Polizei Anzeige erstattet. Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren nach wenigen Wochen ein. Täter nicht ermittelbar. „Es ist unglaublich, dass jede Geschwindigkeitsüberschreitung mit mehr Einsatz verfolgt wird als diese Drohungen“, sagt Habersetzer.

    Stattdessen las sie auf einem Infoblatt der Polizei folgenden Ratschlag: Legen Sie sich im Netz ein geschlechtsneutrales Pseudonym zu und schreiben Sie nicht so provokative Dinge. „Das klingt wie früher, als man Frauen riet, keine kurzen Röcke zu tragen und nicht zu provozieren, um sich vor Vergewaltigungen zu schützen“, sagt die Bloggerin. „Wenn ich diesen Ratschlägen folge, dann führt das dazu, dass ich als Frau im Netz nicht mehr erkennbar bin.“ Auch eine Variante von post-gender.
    […]

    http://www.emma.de/hefte/ausgaben-2010/sommer-2010/frauenimnetz/

  12. […] Gedanken zum Panel “Sexismus im Netz”. Lantzschi hat einen sehr persönlichen Appell geschrieben, mutig. Außerdem Anke Gröner, Sammellmappe, […]

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