Heute war ich auf einem Panel, das hieß: „Das andere Geschlecht – Sexismus im Netz“. Das war eigentlich ganz spannend. Zuvor spannend waren aber die Trolle, die sich im Livechat rumtrieben. Das war nicht lustig, sowas gehört an den Pranger gestellt…
Ich erlebe immer wieder, dass man so gern und so oft über Gleichstellung schreiben kann, sofern man das Wort Feminismus nicht in den Mund nimmt. Iiieh. Ekelhaftes Wort. Das ist doch die Schwarzer und so. Wir sind doch schon gleichberechtigt, das Netz ist gleichberechtigt, das brauchen wir doch alles nicht mehr. Darüber sind wir schon hinweg.
Nein sind wir nicht. Punkt. Ist so. Wirklich. Ihr könnt es mir glauben, insofern ihr nur einmal zuhören könnt und verstehen wollt. Du setzt dich ein. Für Gleichberechtigung. Schon der erste Fehler. Du sprichst es an. Was wagst du es dir überhaupt? Hallo?! Wie kommst du dazu? Du dreckige Schwarzer-Schlampe. Oder einfach nur: Emanze. Feministin. Du böses, männerverachtendes Ding? Wie kommst du dazu, zu behaupten, dass Trollerei und Ausschlussmechanismen irgendwas Sexistisches an sich haben könnten? Ich weiß auch nicht. Ich fühl mich hier so unwohl. Werd nicht ernst genommen. Gegen mich werden Vergewaltigungsfantasien geäußert. Du dumme Fotze. Ich höre es immer wieder. Mord.
Man will mich zerstören. Weil ich eine Frau bin. Das versteht nur niemand. Das will niemand wahr haben. Aber die anderen, jeder andere, jede andere, wird doch genau so angetrollt. Schon mal Gedanken darüber gemacht, wie es ist, eine Frau zu sein? Wie es ist, nicht-deutsch zu sein? Weißt du, wie das ist? Nein, weißt du nicht. Nicht schlimm. Aber bitte. Nur eine Bitte. Höre zu, nimm mich wahr, nimm mich ernst, auch nur wenn du das Netz als etwas begreifst, wie ich es begreife. Als ein Instrument von Gleichberechtigung. Wo das alles keine Rolle mehr spielen sollte. Wir haben dieselben Wünsche. Doch unser Umgang damit äußert sich verschieden. Hör mir zu. Bitte. Ich bin wie du. Gib mir Zeit mich erklären. Sag jetzt nichts.
Sieh: Ich bin eine Frau. Du kannst es nicht wissen. Du bist ein Mann. Du bist jung, vielleicht genauso alt wie ich. Zuhören. Nur jetzt. Ich bitte dich. Wir sind so, wie wir sind. Wir sind darauf getrimmt worden. Feminismus ist doof. Gleichberechtigung ist toll. Darum müssen wir uns keine Gedanken mehr machen, denn es gibt ja das Netz. Nein.
Realität. Du siehst sie genauso, wie ich. Wurdest du schon einmal herabgewürdigt, weil du ein Mann bist? Wie sah das aus? Können wir drüber reden? Errzähl es mir, ich möchte es wissen. Bevor du anfängst, lass mich einsteigen. Bei mir ging das so: Dumme Fotze. Ich reiß dir dein Arschloch auf. Du gehörst verbrannt. Nimmst nur die Alpha-Türken. Du faule Sau. Gehst nicht arbeiten. Du bringst uns um Kopf und Verstand, du dumme Hure. Höre, was ich dir zu sagen habe, du fleischgewordene Missgeburt. Du willst es doch so. Trink doch nicht so viel. Zieh dich doch nicht so an. Obwohl, dann will ich dich nicht mehr, du frigides Stück Scheiße. Ich fühle mich benachteiligt, du dumme Schwarzer-Schlampe. Du nimmst uns die Kinder weg. Mein Mann-Sein wird nicht mehr anerkannt. Wie kannst du nur immer dich fokussieren? Ich leide. Diese Quoten, sie machen mich krank. Du elende Hure. Du bist schuld. Nun gib mir doch endlich mein Mann-Sein zurück. Kämpfe für mich. Du hast es nicht anders verdient. Du willst es doch so. Willst doch Gleichberechtigung. Warum tust du es dann immer nur für dich? Hilf mir doch. Hilf mir, mich endlich wieder zu finden, in dieser Gesellschaft. Ich will das nicht. Emanzipation? Warum ist das nur weiblich? So hilf mir doch? Dazu sind Feministinnen doch gut.
Ich wünsche mir eine Welt in der all das nicht mehr vorkommt. In der ich mich wohlfühlen kann, in der ich mit Männern gemeinsam lachen, sie spontan kennenlernen und die Straßen entlang laufen kann. Ich will das. Ich bin Feministin und all das will ich. Einen Mann kennenlernen. Ihn toll finden. Kinder. Flirten. Sex. Leben. Liebe. Wir wollen das Gleiche. Es soll niemals aufhören. Du denkst wie ich. Nur ein bisschen anders. Drückst du das aus. So glaube mir doch. Wir sind Menschen. Hilf mir, mich zu vergessen. Mein Geschlecht. Das ist unwichtig. Und wieder nicht. Du liebst es. Bitte hör mir zu. Wir sind gleich. Ich will dich schätzen können. Bitte gib mir das Gefühl.
Lass uns diese sexistischen Drecksäcke vergessen. Lass uns eins werden. Bitte. Nur jetzt gleich. Nur dieses eine Mal. Lass es uns versuchen. Es wär so viel einfacher. Wir könnten uns lieben. Bedingungslos. Jetzt hörst du mir zu. Es fühlt sich so wunderbar an. Ich glaube dir. Was ist das da draußen. In diesem Netz? Haha. Ich lache. Wir lachen gemeinsam. Es fühlt sich gut an.
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