15 Jahre kennen wir uns nun schon, von denen 10 aus Freundschaft bestehen. Als ich 2002 nach einer durchzechten Nacht mit zertrümmertem Fuß und schwerem Herzen im Krankenhaus lag, erzählte ich dir das erste Mal von meinen Zukunftsplänen: „Ich will mein eigenes Ding machen. Ich weiß nur noch nicht, mit wem.“ Die Voll- und Rückenmarksnarkose ließ mich nach der Operation die schlimmste Migräne und Appetitlosigkeit meines Lebens haben. Wahrscheinlich war ich blass wie Elfenbein, meine Augenringe leuchteten pechschwarz und aus meiner frisch zugenähten Wunde flossen ein paar Tropfen Blut. An meinem Krankenbett stehend, die Schokolade auf meinen Körper werfend, entgegnetest du mir liebevoll „Boah, Lantzsch, siehst du ekelhaft aus.“ Ich mochte dich augenblicklich etwas mehr als sonst.
Wir hatten es nicht immer so leicht miteinander wie damals im Krankenhaus. Wir sind zwei schwierige Geschöpfe mit viel zu vielen Hirnwindungen, in denen viel zu viele schwermütige Gedanken viel zu oft Gemütlichkeit vorfinden. Wir konstruieren und lamentieren.
Du mochtest meinen ersten Freund, wir fuhren gemeinsam auf die Dörfer, zogen um die Häuser und leerten etliche Bierflaschen. Im Sommer ließen wir das Auto meines Vaters im Wald stehen, kurbelten die Fensterscheiben herunter und redeten von Bands, die unser Lebensgefühl einfingen. Manchmal verschlug es uns nach Berlin oder auf Festivals, um Momente der Freiheit und Vollkommenheit einzufangen, während wir betrunken und glücklich vor den Zelten, auf Betonböden oder auf der abgetrampelten Wiese rumlagen, unsere dreckigen Klamotten nach Alkohol, Schweiß und Zigaretten stanken. Ich habe mich selten unbeschwerter gefühlt.
Selbst, als wir merkten, dass es an der Zeit war, erwachsen zu werden, sich auseinander zu entwickeln, andere Wege zu beschreiten, hielt unsere Freundschaft all das aus, was da so auf uns einprasselte an Eindrücken, Erfolgen, Erwartungen und Enttäuschungen.
Heute verbringen wir gemeinsam Silvester, lauschen um 0.00 Uhr KoRn und Limp Bizkit, der alten Zeiten wegen und es hat sich nichts verändert, obwohl doch alles anders geworden ist. Oder wir sitzen auf deinem Sofa und schauen fern. Mit deinen Katzen und einer Hallo-Pizza. Du respektierst meine Entscheidungen, wenngleich du nicht alle davon verstehst. Ich muss mich nicht rechtfertigen für das, was ich bin und tue. Ich kann dir alles erklären, ohne Angst vor einem Urteil zu haben. Ich könnte dir stundenlang zuhören, egal, ob ich die Geschichten bereits kenne. Ich entdecke immer wieder neue Seiten an dir.
Mittlerweile sind wir beide 25 und machen unser eigenes Ding. Zu wissen, dass mein Satz im Krankenhaus Gewissheit geworden ist, lässt mir jedes Mal das Herz warm werden, wenn ich daran denke.
Happy Birthday.
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