Die Frage, ob Rassismus dabei eine Rolle spielte, wird oft negativ mit dem irreführenden Hinweis beantwortet, dass die Bombe auch auf Deutschland abgeworfen worden wäre, wenn sie vor Kriegsende verfügbar gewesen wäre. Dieses Argument geht darüber hinweg, dass die Japaner während des ganzen Krieges in den amerikanischen Medien als Untermenschen und Ungeziefer dargestellt wurden. Es geht darüber hinweg, dass Präsident Truman ein bekennender Rassist war. («Für mich sind alle Menschen gleich, wenn sie ehrlich und anständig und keine Chinesen oder N [gekürzt] sind.») Es geht darüber hinweg, dass die Amerikaner mit einer nach Rassen getrennten Armee gegen die Japaner kämpften und dass unter den Schwarzen wegen ihrer Diskriminierung in Amerika während des Krieges eine so starke projapanische Bewegung entstand, dass die militärische Führung das Vertrauen in schwarze Truppen verlor. Es geht darüber hinweg, dass japanischstämmige Amerikaner während des Krieges interniert wurden, deutschstämmige aber nicht. Schliesslich geht es darüber hinweg, dass Rassismus die Basis des britischen Empires war.
Im europäischen Zusammenhang ist Rassismus so stark mit dem Völkermord an den Juden assoziiert, dass man seine gnadenlose Schärfe auf beiden Seiten der asiatischen und pazifischen Kriegsschauplätze übersieht. Rassismus war eine Konstante des Kolonialismus und der Politik jener Zeit. Die Frage ist also nicht, ob der europäische Feind von der Atombombe verschont geblieben wäre, noch ob Rassismus das Motiv für die Vernichtung der beiden japanischen Städte war. Die Frage ist, ob Rassismus ein Element war, das in die fatale Entscheidung mit einfloss. Sie lässt sich nicht verneinen.
Dieser Artikel ist fast fünf Jahre alt. Er hat mich zum Nachdenken angeregt.
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