wann habe ich eigentlich aufgehört in dieser welt zu sein? also in der welt, die mir bekannt ist und mir eigentlich immer schön vorkam. eine welt, in der ich das gefühl hatte, ich zu sein, bei mir zu sein und nicht diese zwei personen gleichzeitig?
ich werde von mir selbst fremdbestimmt. mein jetziges erleben von welt ist bestimmt durch mich. ein ich, dass sich nicht mehr wie ich anfühlt. ein gequältes ich. ein ich, was sich durch den tag schleppt und funktionieren will und oft nicht kann. ein schmerzverzerrtes ich, was nach dem essen mit unfassbarer übelkeit, brechreiz, krämpfen und verspannungen im ganzen körper zwei stunden im bett vegetiert in der hoffnung, das alles bald vorbei ist und gleichzeitig mit den gedanken ständig bei diesem schreibprojekt ist mit seinen deadlines, erwartungshaltungen, vorgezeichneten kritiken, vorwürfen, anmerkungen, weitergedanken.
ich mache gerade das, was ich immer tun wollte, aber es fühlt sich wie eine einzige plage an. stress, druck, stress, gehemmtsein, erschöpfung, funktionieren müssen annehmen, rechtfertigungen, eingeständnisse, zugeständnisse, nicht durchdringen können, jedes wort wie eine geburtseinleitung. es kommt mir vor, als würde ich meine abschlussarbeit schreiben, nur in viel schlimmer. und dabei ist es doch etwas, was mir gerade alles bedeutet, was w_orte findet für mein sein in welt und mein sein wollen in welt.
wo bleibt der antrieb, die lust, die freude, die konzentration, der fokus? berlin aufsaugen zu können, wie es mir vor einiger zeit noch gelang? wann war „vor einiger zeit“? und was war davor? genau das, was davor war, dessen konsequenzen erlebe ich doch jetzt mit dieser unglaublichen frustration, verzweiflung, erschöpfung, langeweile. panik, depressionen.
vor sieben monaten habe ich die verbindung verloren. seitdem lebe ich in einer von mir fremdbestimmten welt, in der sich alles danach richtet, die balance zu finden: balance zwischen stress und entspannung, balance zwischen fremdbestimmung und fremdbestimmung, balance zwischen sich einreden selbstbestimmt handeln zu können und erfahrungen, es nicht zu können. die balance zwischen dem ich, das neugierig ist, lust und freude spürt, im kampf mit dem eigenen körper und dem anderen ich, was seit monaten, vielleicht jahren in mir haust und jede spontanität auffrisst, jede lust, jede freude am leben wieder teilzunehmen, weil es die lust abwertet und diese abwertung seit 7 monaten mit dem eigenen körper legitimiert. ich wiege mittlerweile 47kg, vielleicht ein bisschen weniger, da das mit dem essen auch nicht mehr so der hit ist, seitdem ich aus der feiertagspause zurück bin. wenn ich an mir herunterschaue, mich anfasse, dann fasse ich einen ausgelaugten, kraftlosen körper an. einen körper, der nicht meiner ist und doch ein körper, den ich schon immer haben wollte, weil er meinem gefühlten_gelebten geschlecht nahe kommt, ich fühle mich wohl in diesem körper, der mir so viel angst macht und so viel mit mir anstellt in den letzten monaten. was ist das eigentlich für ein beschissener widerspruch? ich kämpfe nicht (nur) gegen meinen körper, ich kämpfe in erster linie gegen mich.
für kurze momente kann ich mich anknipsen und eine verbindung in die welt herstellen, in der ich glaube sein zu wollen, die allerdings auch der grund ist, warum es mir so geht und nicht anders. der unterschied zu dem davor ist lediglich die dauer des moments. es geht nicht mehr tage-/wochenlang, die dauer des moments reicht nur für wenige stunden. doch ich weiß: eigentlich bin_erlebe ich schon sehr lange so, nur habe ich jetzt nicht mehr die kraft, die dauer des moments zu verlängern, um depressionen und verzweiflung zu überspielen. wie wird sich das alles anfühlen, wenn es irgendwann vorbei ist? ich bin so ungeduldig. ich will doch (nicht) und kann doch (nicht), wenn ich (nicht) will.
ist die verlängerung der dauer des moments nicht viel mehr ein be_dauern dessen, was sowieso nur kompensation ist für etwas, was verarbeitet werden muss, damit aus momenten er_durch_leben_fühlen_schreiben_handeln wird? auf dauer? und was ist dann, wenn es bleibt?
Kommentare
Eine Antwort zu „auf dauer.“
[…] ressourcen benötige, die ich schon längst nicht mehr hatte. ich musste geduldig mit mir sein. ich bin so ungeduldig. musste warten, bis sich gedanken nicht nur im kopf festsetzen, sich aber nicht umsetzen lassen, […]