heute fiel mir ein, dass sich die person, die ich vor ein paar tagen noch anerkennend im blog erwähnte und jetzt als „gesicht einer neuen feministischen bewegung“ bezeichnet wird, sich vor etwa einem jahr an einer von typen initiierten sexistischen hetzkampagne gegen meine person (stellvertretend für all die radikalen feminist_innen wahrscheinlich) beteiligte. die hetzkampagne re_produzierte nebenbei krasse rassismen, die irgendwie irgendwann untergingen, weil es dann nur noch um persönliche beleidigungen ging, was wiederum auch sexismus zu einem machtverhältnis macht, das in der vorstellung vieler weißer menschen nur weiße frauen trifft. was wiederum auch rassismus re_produziert. neben all den sexismen.
heute fiel mir ein, dass diese person in der slutwalk-orga von 2011 in einer pressemitteilung homophobie durch sexuelle neigungen ersetzte, weil homophobie als wort „zu kompliziert“ sei.
heute fiel mir auf, dass one billion rising eigentlich nur eine wiederholung der slutwalks ist, mit all ihren re_produzierten machtverhältnissen, ausschlüssen, diskriminierungen, un_sprechbar_machungen und ent_konzeptualisierungen. nur halt mit weniger wut.
heute fiel mir ein, dass eve ensler, die initiatorin/konzepterin von one billion rising und den vagina monologen, in der serie l-word bereits eine gastrolle spielte. in dieser rolle war sie die lektorin von jennys erstem buch, das jennys sexualisierte gewalterfahrungen und ihren (selbstverletzenden) umgang damit thematisierte. als lektorin „verbat“ sie jenny die umfangreiche thematisierung von depressionen, gewaltfantasien, selbstverletzungen, weil dieser umgang nicht empowernd sei und die figur des romans somit keine vorbildfunktion einnehme. (nach einem streit zwischen beiden räumte die lektorin das feld und jenny konnte ihren roman nach ihren wünschen veröffentlichen.)
heute fiel mir ein, dass bei meinem besuch der letztjährigen vagina monologe in berlin ziemlich viele typen im publikum saßen, die viele monologe ziemlich witzig fanden. mit all ihren re_produzierten machtverhältnissen, ausschlüssen, diskriminierungen, un_sprechbar_machungen und ent_konzeptualisierungen.
heute fiel mir ein, wieviel sprachlosigkeit #aufschrei für mindestens eine woche hinterließ. dass ich zuerst nicht sagen konnte, was mich störte, bis es tage und etliche panikattacken später aus mir herausbrach, voller wut und tränen und appetitlosigkeit und schlaflosigkeit und verzweiflung und ohnmacht und diskriminierungen, die ich in diesem zusammenhang lesen und ertragen musste, sobald ich das notebook aufklappte. diskriminierungen, die stattfanden, nicht nur auf meinem rücken, damit sich typen nicht auf den schlips getreten fühlen, damit sie verstehen, was sexismus (nicht) ist, damit sie … ja … am ball bleiben und sich viele hetera_frauen nicht wie verbitterte emanzen fühlen müssen, weil antifeminismus und typen ihnen das einreden.
nicht nur heute fällt mir auf, dass jede gehypte feministische aktion trotz all ihrer re_produzierten machtverhältnisse, ausschlüsse, diskriminierungen, un_sprechbar_machungen und ent_konzeptualisierungen eine weitere feministische aktion ist, die eingang findet in geschichtsbücher, die ein siegelchen bekommt, das sich auch viele feministinnen (kein gap) gerne anheften, weil sie teil dieser aktionen waren.
am 1.3. werde ich in frankfurt a.m. auf einem podium sitzen. es wird um die aktuelle sexismusdebatte gehen. ich habe nur zugesagt, weil die menschen, die mit mir auf dem podium sitzen, sexismus nicht geleugnet haben in ihren wortmeldungen. und trotzdem werde ich da sitzen und es wird wieder ein sexismus thematisiert, in dem meine soziale position nicht vorkommt. un_wortbar gemacht wurde durch #aufschrei. ich werde mit frau lantzsch angesprochen werden und die ganze zeit frauisiert und heteragegendert werden mit anrufungen wie „wir frauen, sie als frau“, es wird nichts jenseits von zweigenderungen geben, nichts, was gender als strukturierende gewaltrealität überhaupt hinterfragen würde. es wird nicht um trans gehen, nicht um inter, nicht um dykes, butches, femmes und lesben und all die widerständigen positionen, die in der hegemonialen vorstellung von sexismus und gender nicht vorkommen, nicht erwähnt, ja nicht mal gedacht werden. es wird auch of Color nicht geben, weil rassismus nichts mit sexismus zu tun hat. es wird trotz etlichen jahrzehnten feminismus in deutschland keine diskussion über die vielen lebensrealitäten geben, die täglich ums überleben kämpfen. weil diese lebensrealitäten nicht mehr nur nicht gehört, nicht gelesen, nicht wahrgenommen werden, sondern weil ihnen mittlerweile noch nicht mal mehr ein objektstatus zugewiesen wird. sie sind unvorstellbar. dass ich in frankfurt dafür keine sprache finden werde, die die anwesenden verstehen, macht mich unvorstellbar wütend.
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lesetipp: kritik an one billion rising, die besonders auf die neokolonialen und white supremacy effekte der aktion eingeht.
Kommentare
Eine Antwort zu „feministische re_traumatisierungen“
[…] Gedanken zur Aktion im Vorfeld und_oder Erfahrungen als Teilnehmer_innen verbloggt. Ich selbst bin aus verschiedenen Gründen nicht hingegangen. Wenn ihr weitere Erfahrungsberichte getippt oder gelesen habt, packt sie doch […]