Meinen interessierten LeserInnen ist es bereits bekannt, dass ich am vergangenen Wochenende ein Konflikttraining absolviert habe. Eine von insgesamt drei Trainingseinheiten im Rahmen meines Studiums. Was gemeinhin als Berufsvorbereitung gesehen werden kann, wird jedoch zu einem zweitägigen Selbsterfahrungstrip. Nach dem Gender-Training nun also das Konflikttraining. Spezielle Methodik: Neurolinguistische Programmierung (NLP)
Auf Deutsch: Ändere deine innere Einstellung, ändere deine Hör- und Sendegewohnheiten, ändere deine konditionierten Verhaltensweisen. Lerne mit diesen Veränderungen konstruktiv Konflikte zu lösen und/oder als Chance anzuerkennen. Du hast die Wahl Konflikte anzunehmen oder nicht. Du hast die Wahl, wie du mit ihnen umgehst.
Es würde mehrere tausend Wörter brauchen, um dezidiert dieses Seminar wieder zu geben. Deswegen nur ein kurzer Umriss an dieser Stelle: Anfangs war der Großteil von uns sehr skeptisch, weil diese Methode der Konfliktlösung sehr Individuum-orientiert ist und damit eine unzureichende Antwort auf strukturelle Machtgefälle bietet. Trotzdem gab es im Laufe des Trainings unzählige Aha-Effekte und die Yes-you-can-Botschaft kam bei allen an. Das Konflikttraining gibt natürlich nach wie vor keinen Plan vor, wie sich diese strukturellen Machtgefälle aufbrechen lassen, doch entscheidend ist dabei (auch gerade für Menschen mit Diskriminierungs- und Gewalterfahrung), dass das Verharren in der Opfer-Rolle und das Flirten mit der eigenen Ohnmacht Handlungsmöglichkeiten versperrt und Kräfte zieht, die anderswo dringend benötigt werden.
Zu der Einsicht zu gelangen, dass wir keinen Menschen ändern können, geschweige denn die Macht oder Kontrolle über diese Veränderung der anderen haben, dauert seine Zeit und verlangt harte Arbeit. Zu der Einsicht zu gelangen, dass wir uns nur selbst ändern können und Menschen wertschätzen zu lernen und uns nicht von ihrer Fassade, ihrer Weltansicht irritieren zu lassen, ebenso.
Trotzdem hatte ich bereits nach wenigen Stunden ein Gefühl von Sicherheit, ein Gefühl verstanden zu haben und dieses Aufblitzen, was alles möglich sein könnte, wären wir nicht oft so stur, einseitig idealistisch, selbstgerecht und stolz. Es geht um Akzeptanz von Vielfalt. Keine Verbote. Keine Schuld. Nur Aushandelungsprozesse und die freie Wahl. Das klingt ziemlich zynisch und naiv angesichts der Tatsache, dass mein Leben nach wie vor von anderen eingeschränkt wird, aber ich habe die Möglichkeit anders damit umzugehen, andere Wege zu gehen.
Jede/r sollte ein Konflikttraining machen. Machen. Machen. Machen. Macht. Empowerment.
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