Julia Engelmann hat da so einen Poetry-Slam-Dingens gemacht. Über das Leben und wie „wir“ nur so rumdallern und nix tun und nicht die Welt verändern und deshalb auch keine Geschichten zum Erzählen haben, wenn „wir“ alt sind. Engelmann meint mit dem „wir“ auch sich selbst und diese Generation Dingens in meinem Alter. „Wir“ sollen uns also engagieren und nicht mehr nur stumpf in die Smartphones gucken und am Wochenende das Geld von Mutti&Papi im Berghain liegen lassen, sondern mal richtig was tun. Alles, was uns einfällt, einfach, weil wir es können. Weil jede_r es kann. Einfach mal machen. Nicht immer nur Befindlichkeitslyrik ins Universum blasen, Generationen-Gelaber sein lassen und mal anpacken. So wie Julia Engelmann es tut.
Ich glaube tatsächlich, dass Engelmann ein treffsicheres Porträt geslampoetiert hat. Ein gar perfektes. Ein Porträt einer Gruppe, die sich alles zutrauen kann, weil sie es kann. Die alles tun kann, weil sie es kann. Der die Welt offen steht, weil die Gesellschaft es ihnen zugesteht, weil das Normengerüst sie schützt und trägt. Julia Engelmann weiß, wovon sie spricht.
It’s hard to do things, if all the things are getting done for you in the first place. Julia, I hear you.
Es ist hart, wenn es von allen Seiten schallt: Mach, mach, mach. Krieg deinen Arsch hoch, leiste leiste und alles, was geleistet werden muss, sich irgendwie von Zauberhand selbst erledigt. Studium. Karriere. Vielleicht ein Kind. Oder zwei. Neoliberalismus sucks. Wenn mensch so satt ist von all den Privilegienpralinen, dass nichts mehr reingeht in den verwöhnten Magen, außer XTC, Bier oder Wein. Lass uns noch einmal die Sau rauslassen vor dem nächsten Sonnenschein. Einmal noch edgy sein, bevor der Ernst des Lebens ruft und die Tür aufhält, und eine_r nichts mehr tun muss als durchzugehen. Anecken am Türrahmen als revolutionäre Handlung nicht vergessen!
Was soll mensch sich da schon gegenseitig zu erzählen haben, sobald die Falten sich zeigen und der Gang schwer wird? Von all den Widerständen, die nie da waren? Julia trifft den Nagel auf das Bücherregal. In dem die Weltliteratur ungelesen verstaubt.
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Nadia hat einen Text über Julia geschrieben. Und Charlott hat ihn vertont.
Kommentare
2 Antworten zu „Sie wollen uns erzählen.“
[…] Samstagabendbeat der Mädchenmannschaft hochluden, und Nadine schrieb am nächsten Tag auch nochmal ein paar weise Worte. Sozusagen als Ergänzungen der großen Schwestern im Netz, die irgendwie ein bisschen verstehen, […]
[…] Im Rahmen der internationalen Julia Engelmann-Woche hat auch Nadine über das “One Day/Reckoning”-Video geschrieben: “Sie wollen uns erzählen”. […]