Was ich brauche, um mit Heterosexismus und Homophobie besser klarzukommen, ist nicht: Toleranz, Akzeptanz und das „Nachspielen“ von irgendwie „homosexueller“ Performance von Heten. Ich will auch nicht gesagt bekommen, ich sei begehrenswert – wenn ich ein Typ wäre. Ich will auch nicht von Heten hören, dass Dyke-sein eigentlich ganz toll und erstrebenswert ist. Ich will auch nicht von Heten das Gefühl vermittelt bekommen, dass die Diskriminierung, die ich erfahre, voll schlimm, gemein, ungerecht ist.
Was ich brauche, um mit Heterosexismus und Homophobie besser klarzukommen, ist: ein radikaler Abbau von Hetero-Privilegien und Hetero-Normen, die immer zusammenhängen mit der unhinterfragten Fortführung einer Vorstellung, dass es zwei und nur zwei Geschlechter gäbe und dass Geschlecht überhaupt eine notwendige gesellschaftliche Ordnungskategorie sei. Was ich brauche, ist, dass Heten ihre Verantwortung darin erkennen und sich am Abbau dieser Dinge beteiligen.
Was ich brauche, ist eine solidarische Grundhaltung von Heten gegenüber den Widerstandskämpfen und Umgangsstrategien aller, die durch Heterosexismus, Trans*diskriminierung, Homophobie und Cis-Normativität und der Vorstellung von Zweigeschlechtlichkeit diskriminiert werden. Was ich brauche, ist, dass Heten sich mit sich auseinandersetzen, mit ihren unhinterfragten normalisierten Vorstellungen zu Geschlecht und Begehren und Sex_ualität.
Was ich brauche, ist, dass Heten endlich damit aufhören, dass sie glauben zu wissen, was diese Menschen (und ich) brauchen, was ihnen (und mir) hilft und dass sie mit einem Verständnis von Antidiskriminierung aufhören, welches auf dem Konzept von „Gleichstellung“ beruht. Ich will nicht „gleichgestellt“ werden. Ich bin anders. Und zwar nicht, weil ich Dyke bin, sondern, weil es Heterosexismus, Trans*diskriminierung, Homophobie und Cis-Normativität und die Vorstellung von Zweigeschlechtlichkeit gibt. Ich habe mir nicht ausgesucht, anders zu sein. Ich habe mir ausgesucht, widerständig zu sein und kritisch, herausfordernd und infragestellend, was all diese (und andere) Formen von Diskriminierung angeht. Deswegen bin ich Dyke.
Was ich brauche, ist, dass Heten aufhören, meine Widerständigkeit, meine Kritik, meine Herausforderungen und meine Infragestellungen, meine Erfahrungen, meine Umgänge abzuwerten, in Frage zu stellen, zu negieren. Was ich brauche, ist, dass Heten lernen zuzuhören und ihre Haltungen und ihr Verhalten in Frage zu stellen und zu verändern. So wie ich mir nicht ausgesucht habe, anders zu sein, so hoffe ich, dass Heten sich nicht länger aussuchen sich wie ignorante Vollpfosten zu verhalten.
Was ich brauche, sind solidarische queer_feministische Communities, in denen wir uns gegenseitig stärken und empowern können, Auszeiten vom diskriminierenden Normalzustand haben können, Heilung erfahren, uns gegenseitig kritisieren und voranbringen können, uns anerkennen in unseren Differenzen und Differenzen Gemeinsamkeiten bilden können im Kampf gegen den diskriminierenden Normalzustand und für das Entwerfen von Utopien von Zusammenleben und Transformation.
Was ich von mir brauche, ist das Einlassen für die Kritik, die ich erfahre.
Was ich von mir brauche, ist der Mut zur Veränderung meiner Haltungen und Verhaltensweisen.
Was ich von mir brauche, ist die Offenheit für all die Dinge, die ich (noch) nicht weiß.
Was ich von mir brauche, ist die Bereitschaft zu Selbstverantwortung, Verantwortungsübernahme und Unterstützung für das, was andere brauchen.
Kommentare
Eine Antwort zu „Was ich brauche.“
[…] [Dieser Text erschien im Dezember auf Medienelite] […]