Liebe & Freu_ndinnenschaft: Für mich ging das lange nicht zusammen und noch heute tut es das nur schwerlich. Nicht nur, weil unhinterfragte normative Beziehungs/Liebes/Paar/Freu_ndinnenkonzepte mein Handeln bestimm(t)en, sondern weil (romantische) Emotionen/Begehrensweisen auch interpersonell Sexismus bzw. sexistische Hierarchien offenlegen.
Für wen tun sich Konflikte auf, wenn es um liebevolle Gefühle ggü Freu_ndinnen geht? Wer fühlt sich ertappt_unwohl_verunsichert, weil eins denkt, das Gegenüber könnte denken, dass eins „mehr will“? (Und wäre das schlimm_schwierig_kompliziert? warum?) Für wen bedeuten (auch körperliche) Zuneigungsbekundungen was? Wer kann wem gegenüber a_sexuelle Gefühlswelten_Begehrensweisen offenlegen? Ohne, dass daraus eine komplexe und widersprüchliche Dynamik entsteht, die nicht_weniger anschlussfähig an normative Vorstellungen von Liebe/Sex_ualität/Körperlichkeit/Beziehungen ist? Welche Bedürfnisse_Emotionen_Begehrensartikulationen stecken hinter Sätzen wie „Ich vermisse dich“, „Du fehlst mir“, „Ich will dich sehen_berühren_dir (körperlich) nahe sein_mit dir kuscheln“, in Komplimenten, in nonverbalen Kommunikationsweisen wie Blicken? Warum sind solche Sätze_Kommunikationen_Miteinanderumgehensweisen in Paar_Beziehungen eher selbstverständlich, in Freu_ndinnenschaften eher nicht?
In meiner Jugendzeit und auch später haben Gefühle ggü Freu_ndinnen, die eigentlich eher in Part_nerinnenschaften angesiedelt sind, viel Schmerz_Unverständnis ausgelöst. Jeweils auf beiden Seiten. Damit weiter umzugehen, Freu_ndinnenschaften weiter aufrecht zu erhalten, die mir wichtig waren und sind, bedeutete sehr lange: Liebe_Begehren & Freu_ndinnenschaft zu trennen. Das Wörtchen „lesbisch“ in diesem Zusammenhang erinnert mich immer an diese Konflikte & Widersprüche und an eine Position, die es je nach Kontext ein bisschen schwerer hat als meine hetera-Freundin_nen. Aber auch an die Möglichkeit_en „lesbisch“ sehr viel weiter zu begreifen: Mit wem teile ich das Bett/Probleme/schöne Dinge? Mit wem habe ich körperliche Nähe_Sex? Auf wen beziehe ich mich, wenn es um Politik/Alltag/Über_Leben geht? Wen begehre ich wie? Und mit wem kann ich mich darüber wie austauschen, ohne, dass Konsens auf der Strecke bleibt?
Kommentare
Eine Antwort zu „Liebe & Freu_ndinnenschaft“
verliebte freundin_nenw_orte
eine langjährige, mir sehr wichtige freundin, mit der ich seit einigen jahren in konflikt_problem lebe, hat mir gestern geschrieben. wir wollen jetzt reden und uns wieder aneinander annähern. ich habe mich riesig gefreut. und ich bin verliebt wie am ersten tag. moment. verliebt?!? ist das das richtige wort? was bedeutet „verliebt“? wer be_deutet „verliebt“?
das schwierige ist: selbst wenn ich mir meiner be_deutung dieser gefühle bewusst bin – woher soll mein gegenüber wissen, wie ich sie be_deute? wenn ich z. b. einer freundin offenbare, ich sei schon sehr freudig_aufgeregt, sie zu treffen, wie be_deutet sie diese worte?
muss ich mich rechtfertigen? muss ich direkt hinterherschieben „aber keine angst, ‚no strings attached‘!“? denkt sie ich „will mehr“? denkt sie, daran seien die üblichen wünsche, i. e. ansprüche, gebunden, z. b. der wunsch nach beziehung oder romantisierter_sexualisierter körperlicher nähe?
und tatsächlich – was bedeutet das denn für mich, wenn mir bewusst wird, dass ich hach empfinde, wenn ich an sie denke, mir näheren kontakt wünsche, aufgeregt bin?
ich bemerke oft, dass mir gar keine worte_wörter zur verfügung stehen, die irgendwie benennen könnten, was ich für diese freund_in_person empfinde. schon hier: „etw. für eine person empfinden“ ist konnotiert mit klassisch romantischen gefühlen, wünschen und ansprüchen.
dieses begrenzte repertoire an wörtern, die allesamt romantisch_sexualisiert mit ansprüchen aufgeladen sind und gar noch an hetero_cis_rzb-muster einnern, verunmöglichen mir, meine gedanken und gefühle zu ordnen. „bin ich verknallt? bin ich verliebt? will ich eine ‚beziehung‘ oder doch ‚nur eine affäre‘? oder vielleicht nur ‚reine freundin_nenschaft‘?“ waren lange zeit die einzigen fragen, die mir zu verfügung standen, um herauszufinden, was ich empfinde und was ich mir wünsche.
muss ich nun also eine „liebeserklärung“ machen, in der ich zwar die verfügbaren worte (z. b. verknallt/verliebt/nur freu_ndinnenschaftlich) benutze, in der ich mich aber gleichzeitig von der üblichen auffassung von liebe und allen ihr impliziten und vermuteten konsequenzen distanziere? welche dinge verbindet m_eine freu_ndin mit diesen wörtern? an welche negativen erfahrungen erinnere ich sie vielleicht damit? welche konseqenzen hat es, wenn sich unsere be_deutungen unterscheiden und sich dadurch misserständnisse ergeben, die wiederum negative folgen haben könnten, z. b. distanznahme, rückzug?
die o. g. begriffe zur beschreibung von liebes_gefühlen sind nicht meine. sie beschreiben weder mein leben_lieben noch meine wünsche und vorstellungen von liebe_beziehung_en_freundin_nenschaft_x, auch wenn sie allgegenwärtig sind, z. b. in songtexten, literatur usw. sie wurden und werden von menschen gemacht, benutzt und weitergegeben, die mich und meine positionierung nur insofern betreffen, als sie mich darin unsichtbar machen, einschränken und unterdrücken. jetzt suche ich verliebte freundin_nenworte. w_orte, in denen wir uns ausdrücken, verstehen, verständigen, einigen, konsens finden können.