”Ich erinnere mich daran, dass (mein Freund) eine Klavierlehrerin hatte und ich ihn nach seiner Stunde abholte, und diese Klavierlehrerin hatte ein kleines Mädchen. Das kleine Mädchen fing an zu reden: ”Die schöne N, und wie toll die N aussieht! Und die schönen Augen, die die N hat! Die schöne Haut, die diese N hat… ich will auch N sein!” (…) ich hörte immer wieder nur dieses eine Wort: N, N, N, wieder und wieder…”
[…]
Natürlich könnte man festellen, dass das junge weiße Mädchen, ein Kind, weder rassistisch noch brutal ist, da sie ja nur neugerig ist und keine schlechten Absichten hat. Jedoch müssen wir uns fragen: Warum wird die Erfahrung der Schwarzen Frau als irrelevant oder peripher betrachtet und das weiße Mädchen verbleibt im Zentrum des Interesses? Ist das eine Strategie, um die Schwarze Perspektive und Erfahrung als bedeutungslos darzustellen? Oder ist es gar eine Form der Legitimierung von Rassismus? Sollten wir uns nicht fragen, warum es leichter erscheint mit dem abfällig redenden weißen Mädchen zu sympathisieren, als mit der Schwarzen Frau, welche gedemütigt wurde? Wir sollten auch fragen, ob jene, die das kleine Mädchen verteidigen, auf subtile Weise nicht eigentlich sich selbst verteidigen, denn ist nicht das, was die Kinder sagen, Teil der Ansichten ihrer Eltern?
Zitat aus dem Essay „Das N-Wort“ von Grada Kilomba, erschienen in Plantation Memories – Episodes of Everyday Racism
Anmerkung: Im oberen Zitat schreibt Kilomba das N-Wort aus. Ich habe es im Nachhinein auf seinen Anfangsbuchstaben reduziert.
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Wer wissen will, wie Rassismus und die Diskussionen darüber funktionieren, sollte Kilomba lesen. Wer nicht wissen will, wie Rassismus und die Diskussionen darüber funktionieren (geschweige denn eine diskriminierungsfreie Moderationskultur), sollte Spreeblick lesen.
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