Schon mal mit wachem Auge auf die eigene Lebenswirklichkeit geblickt?

Kulturimperialismus bedeutet die Paradoxie, sich selbst als unsichtbar zu erfahren und gleichzeitig als anders gekennzeichnet zu sein. Unsichtbarkeit ist die Folge davon, daß die herrschende Gruppe nicht erkennt, daß die Ihrem kulturellen Ausdruck inhärente Perspektive eine besondere Perspektive ist. Die herrschenden kulturellen Ausdrucksformen lassen oft einfach wenig Raum für die Erfahrungen anderer Gruppen; bestenfalls werden sie am Rande erwähnt, oder es wird auf sie in stereotyper Weise Bezug genommen. Die Ungerechtigkeit des Kulturimperialismus bedeutet also, daß die Erfahrung der unterdrückten Gruppe und ihr Verständnis des sozialen Lebens kaum so zum Ausdruck gebracht werden kann, daß die herrschende Kultur berührt wird, während diese der unterdru?ckten Gruppe ihre Erfahrungen und ihr Verständnis des sozialen Lebens aufzwingt.

Iris Marion Young: Fünf Formen der Unterdrückung, in: Horn, Christoph/Nico  Scarano (Hrsg.): Philosophie der Gerechtigkeit. Texte von der Antike bis zur Gegenwart, Frankfurt a.M.: 428-445

Wer sich vom oben zitierten Auszug angesprochen fühlt, sollte diesen Text lesen. Sehr bewegend.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Schon mal mit wachem Auge auf die eigene Lebenswirklichkeit geblickt?“

  1. RC

    Uh, cool. Sehen eigentlich alle Bücher von Suhrkamp gleich aus? :D Egal, jedenfalls wird es sich im Regal gut machen, direkt neben „Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft“ von Joseph Weizenbaum.

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