Rassismus gegen Grenzregime.

Alexander Lehmann, der vielen bekannt sein dürfte durch „Du bist Terrorist„, hat einen neuen Satire-Film produziert, der das europäische Flüchtlingsregime und dessen Handlanger Frontex kritisieren soll. Aktueller Aufhänger ist die europäische, von Rassismus und Abschottung gekennzeichnete, Flüchtlingsdebatte nach den Revolutionen in Nordafrika, im Nahen und Mittleren Osten. Soweit, so gut.

Der Film bedient sich dabei allerdings eines (kolonial)rassistischen Narrativs, das weder originell ist (wie wir aus der medialen Inszenierung von „Afrika“ und Schwarzen wissen), noch an irgendeiner Stelle im Film aufgebrochen wird. Umso ärgerlicher ist deshalb der Fakt, dass das von mir geschätzte Satire-Magazin des NDR, Extra 3, diesen Film nun auch bei sich laufen lässt.

Was meine ich mit (kolonial)rassistischem Narrativ?

Die Ansprache: „Lieber Afrikaner“ – Das Wort ist heutzutage leider noch gängige Vokabel, wenn über Schwarze oder People of Color oder Afro(deutsche, engländer_innen, italiener_innen, amerikaner_innen, französ_innen, etc.) gesprochen wird. Weder wird deutlich, welche „Afrikaner“ gemeint sind (Nigerianer_innen? Kongoles_innen? Tunesier_innen? Marokkaner_innen?) noch wird die Selbstbezeichnung entsprechender Gruppen respektiert. Dass Schwarze und People of Color seit Jahrhunderten (auch vor der Kolonialzeit) in Europa (und auf anderen Kontinenten) lebten und leben, bleibt unsichtbar. Ständige Ansprache von Schwarzen mit „Lieber“ und paternalistischem Duktus. Auffällig ist auch, dass die, über die hier erzählt und berichtet wird, selbst nicht zu Wort kommen. (vom generischen Maskulinum mal ganz abgesehen)

Die Bildsprache: Schwarze werden simplifiziert und rassifiziert dargestellt. „Afrikaner“ haben also nichts an außer einem Lendenschurz, sehen alle gleich aus und verhalten sich alle gleich, haben alle große Ohrringe, große Lippen, große Augen, können nicht sprechen, haben alle viele Kinder, haben keine Wohnräume, Erinnerungen an sogenannte „Stämme“, „Naturvölker“ und Bilder aus kolonialen Erzählungen werden wach. „Afrika“ wird homogenisierend und pauschal als armer, „unzivilisierter“, unfreier, nicht-demokratisierter Kontinent inszeniert, (überall Wüste, Skelette von Tieren, keine Flora und Fauna, einfachste Industrie, Giftmüllabfälle, Bürgerkrieg, Kartografie – Europa hat innerkontinentale Grenzen, Afrika nicht.), Verharmlosung von kolonialer Gewalt, Sklavenhandel, Ausbeutung, Terror und Unterdrückung (der übrigens auch nach dem offiziellen Ende der Kolonialzeit andauert) durch die Darstellung dessen in einem mitgemeinten satirischen Zusammenhang.

Die Sprache: Gegenüberstellung von „Wir“, „uns“ (damit sind wohl alle Europäer_innen gemeint) und „lieber Afrikaner“ oder „dir“, kulturalistische Zuschreibungen wie „andere Länder, andere Sitten“, „europäische Zivilisation“ (kolonialrassistisches Erzählungsmuster von weißen, Dichotomieaufbau, imperialistische und neokoloniale Logik vom zu zivilisierenden Anderen -Natur- und zivilisierten Selbst -Kultur-), „auch mal nach Europa kommen möchtest“ unterstellt in diesem Kontext, dass der einzige Grund für Flüchtlingsströme und Migrationsbewegungen das „zivilisierte“ und „fortschrittliche“ Europa mit seinem Reichtum und Wohlstand (den ja in Europa alle haben. nicht.) und Europa „von Natur aus“ weiß ist. Intendiert zudem die Aussage, innerhalb europäischer Grenzen gebe es nur weiße (siehe Ansprache). Wir wissen, dass sich weiße Mehrheitsdeutsche wohl kaum mit Osteuropäer_innen vergleichen lassen würden bzw. Rassifizierungen und rassistische Ausgrenzungen auch innerhalb Europas stattfinden. „Schönes Wetter“ in „Afrika“ – die deutsche Kolonialmacht wollte sich ja bekanntlich auch einen „Platz an der Sonne“ sichern.

Das ist jetzt nur das, was mir auf den ersten Blick ins Auge gefallen ist. Grundsätzlich arbeitet der Film mit einer sehr problematischen Erzählung von wir und die anderen, ist nicht differenziert, die Sprache bettet sich prima in bereits vorhandene ausgrenzende und rassistische (Sprach)Diskurse ein, verharmlost (Neo)kolonialismus (wie Waffenlieferungen, Geldströme, Ausbeutung lokaler und nationaler wirtschaftlicher Infrastruktur, Gewalt, etc.) durch sehr einfache und paternalistische (Bild)Sprache. Wer spricht hier eigentlich über wen und wie? Was wird erzählt?

Ich denke, es geht um eine Kritik an europäischen Grenzregime(diskursen) und Frontex? Wo bleibt die? Die wird im gesamten Film nur mitgemeint bzw. nur implizit ersichtlich für die, die sich mit beidem schon beschäftigt haben. Stattdessen werden wir mit rassistischen Bildern zugemüllt, die nur von denen dekodiert werden können, die sich mit Alltagsrassismen, (neo)kolonialer Gewalt, postkolonialen und rassismuskritischen Diskursen und der Verweigerung weißer gegenüber kolonialrassistischem Wissen in Ansätzen auseinandergesetzt haben. Das sind in erster Linie die Menschen, die mit Rassismus konfrontiert sind und ein paar wenige weiße. Denn in das Alltagswissen ist all das noch nicht eingegangen, in der Schule und im Studium wird die Problematik solcher Bilder nicht vermittelt. Nur, dass „wir“ doch alle so reflektiert sind, dass „wir“ uns bequem über all das hinwegsetzen können, um politische Satire auf Kosten rassifizierter Anderer zu machen oder wie Antje Schrupp treffend formuliert: „das ist so wie Titten zeigen, um Titten zeigen zu kritisieren.“

Dass Rassismus noch nicht ins Alltagswissen übergegangen ist, heißt darüber hinaus nicht, dass Menschen dumm sind und nicht auch mit komplexeren Sachverhalten umgehen könnten oder Frontex und die „Festung Europa“ nicht kritisieren könnten ohne die Reproduktion von Rassismus. Oder dass Satire nicht auch dann witzig, knallig und eingängig ist, wenn auf politische Korrektheit geachtet wird. Denn die bedeutet in erster Linie, Respekt zu haben vor Ausgrenzungserfahrungen und Unterdrückung, auch die, die Produzent_innen solcher Filme nicht machen (können).

Es wäre jedenfalls wünschenswert, wenn im Zusammenhang von europäischen Grenzregimen und Frontex die expliziert karikiert werden, die beides zu verursachen haben oder sich an deren Fortbestehen beteiligen.

Mehr Informationen finden sich auf dem Schwarzen Media Watch Portal „Der Braune Mob“ und im Buch von Hornscheidt/Arndt – „Afrika und die deutsche Sprache


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53 Antworten zu „Rassismus gegen Grenzregime.“

  1. Ich unterschreibe alles. Nicht alles, was man weiß, ist weiß – auch nicht selbsterhebende Projektion und ideologische Legitimation weißer Superiorität. Danke, danke, danke.

  2. Zu der “Lieber Afrikaner”-Sache. Das wurde damals bei meinem Blogpost („Arcor und die Negerlein“) von @riotmango und anderen Personen ebenfalls kritisiert.

    In diesem Video ist es ganz offensichtlich, dass die Sprecherposition die rassistischen Klischees reproduziert. Eben so, wie du das aufgezeigt hast. Es geht aber nicht um eine Affirmation dieser Bilder, sondern darum, zu zeigen, welche Wirkungen die europäische Politik hat. Nämlich die, alle Menschen aus Marokko, Tunesien, Somalien, Niger und Nigeria etc. als „Afrikaner“ zu sehen, die nichts zu essen haben und deswegen zu „uns“ wollen.

    Das Video kritisiert alle Punkte, die du nennst und zwar dadurch, dass es visuell und auch im Text als überzeichnete Aussage transportiert wird. Es ist nicht sonderlich kreativ (siehe Antje Schrupp-Tweet) , quasi die erste Idee, die man haben kann. Da es auf der inhaltlichen Ebene ebenfalls mau aussieht, also keine fundierte Kritik kommt, wird die rassistische Überzeichnung viel stärker in den Vordergrund gerückt und damit zum Aushängeschild.

    Grundsätzlich finde ich nicht, dass man den Gebrauch rassistisch-konnotierter Sprache und Symbole per se ausschließen sollte, denn damit sind auch Aneignungsmomente verbunden (das Annehmen des Wortes „Nigger“ oder „Kanake“ durch die entsprechende Minderheit ändert nichts daran, dass es einen rassistischen Hintergrund hat). In diesem Video ist das aber nicht der Fall.

  3. @HakanTee

    ich widerspreche dir. Wie ich im Text bereits schrieb, ist dir und mir vielleicht der Kontext ersichtlich, in dem dieses Video entstanden ist ebenso, was Alexander Lehmann mit diesem Video bezwecken will. Weil wir Wissen dazu haben. Der Rest ist deine Interpretation, nicht grundsätzliche Aussage des Videos.

    Wie ich auch im Text schrieb, grenzen Rassismen (auch wenn sie satirisch gemeint sind) Menschen aus, bzw. werden diese gar nicht als potentielles Publikum adressiert.

    Was Rassismus ist, in welchen Kontexten er auftritt und ab wann Rassismus erlaubt sein darf, darüber entscheiden in erster Linie weiße, die zudem oft kein rassismuskritisches Wissen haben. weiße verursachen Rassismus und definieren dann, wann es ihr Problem ist und wann nicht. Können sie, weil diese Form von Aneignung und Unterdrückung der Stimmen von Marginalisierten hegemonial abgesichert ist. Ich nähere mich hier lieber der Position des Braunen Mobs und Schwarzen Initiativen (oder Initiativen von PoC) an, die jahrzehntelang rassismuskritische Arbeit machen.

    Es macht einen Unterschied, ob sich ein_e weiße_r hinstellt und über solche Problematiken berichtet oder eine nicht-weiße Person. Gerade im Kontext von Rassismus. Darüber zu entscheiden, ob „Aneignungsmomente“ geeignet sind, obliegt in erster Linie den Gruppen, die es betrifft.

  4. Noch ergänzend: Rassismus, Sexismus und andere Ausgrenzungsmechanismen einfach nur zu wiederholen ist weder originell, noch kreativ, noch kritisch. Über diese Mechanismen gibt es kein Alltagswissen, was diese sind, in welchen Kontexten sie sich zeigen, wie sie institutionalisiert sind, etc. wird nicht gelehrt, noch Medien verbreitet. Stimmen von kritischen Menschen werden in Hegemonialmanier weggewischt. Gerade in diesem Zusammenhang ist es unverantwortlich, dreist und arrogant anzunehmen, die meisten wüssten schon, was wie gemeint ist. Im Gegenteil verfestigen solche Filme mit solchen Bildern (die übrigens auch unreflektiert in Kinderbüchern und anderen medialen Inszenierungen zu finden sind) diese Ausgrenzungsmechanismen, statt sie aufzubrechen. Hier wird Herrschaftswissen mit linkem, kritischen Duktus abgesichert und perpetuiert. Perfide und ekelhaft.

  5. zappzarapp

    Wie stellst du dir denn vor, dass das Narrativ noch weiter »aufgebrochen« werden muss. Entgegen deiner Behauptung kommt es eben nicht ungebrochen vor. Thema des Filmes ist die Karikierung des Paternalismus. Der wird in überzogener Form vorgeführt. Das ist eine offensichtliche Brechung. Es ist doch nicht so, als ob niemand diese Ironie erkennt und stattdessen glaubt, hier würde frei heraus affirmiert. Die gesamte Handlung dreht sich darum, durch die Bilder den Kommentar zu brechen.

    Verstehe mich nicht falsch, ich finde diesen Film sehr problematisch. Ja, er reproduziert rassistische Stereotypen. Ja, nicht alle davon sind den meisten Zuschauern überhaupt als solche erkennbar, weil sie eben eingeübt, »normal« und tief verankert sind. Mit all diesen Stereotypen zu brechen, sähe wahrlich ganz anders aus als dieser Film. Ich würde mir eine kritische Auseinandersetzung damit wünschen. In der hiesigen fehlt mir jedoch eine stringente Argumentation.

    Einerseits beschreibst du richtig die aufgerufenen Stereotypen. Dass der Film bspw. »Afrikaner« verwendet und keine andere Bezeichnung, ist allerdings Absicht. Du verfehlst da einfach den Punkt und gehst nicht zur nötigen Kritik über. Andererseits trägst du zusammenhanglos Forderungen an den Film heran wie etwa mit »Dass Schwarze und People of Color seit Jahrhunderten … in Europa … lebten und leben, bleibt unsichtbar.« Das ist ja völlig richtig, der Film verschweigt noch vieles weitere, aber wieso verlangst du das von einem Film über die Festung Europa? Und dem Film anzulasten, er würde Waffenlieferungen und Co. durch einfache Bildsprache verharmlosen: Was erwartest du? Was wäre eine nicht verharmlosende Darstellung, Original-Footage wie Gaddafi mit deutschen Bomben Libyer ermordet? Es ist ein Comic, der ausschließlich mit Symbolgrafiken arbeitet; man könnte höchstens argumentieren, dass dieses Medium ungeeignet ist.

    Allgemein wäre es hilfreich, die eigene Position reflektieren, wenn du hier so stark in postkolonialem und herrschaftskritischem Duktus redest, m.E. ohne inhaltlich den Punkt zu treffen. Vornehmlich scheint der Text zu sagen, dass du dich zu den »paar wenige Weißen« zählst, die sich mit »rassismuskritischen Diskursen« auseinandergesetzt habe und dich deshalb in der privilegierten Position siehst, dieses Drei-Minuten-Video zu »dekodieren«.

  6. Um das in aller Deutlichkeit zu sagen: Ich habe nirgends geschrieben, dass ich den Spot gut finde. Ich kann mit Deiner Kritik nur bedingt was anfangen. Ich finde sehr wohl, dass es Alltagswissen über Rassismus gibt. Ich höre kaum jemanden, der durch die Straßen rennt und lauthals „Scheiß Kanaken“ brüllt. Zumindest wissen selbst die, die das rausschreien um den Hintergrund, dass es ein Tabu ist (Rechtsradikale, Stammtische etc.). Das deutet ja daraufhin, dass es ein gewisses Mindstate gibt. Davon auszugehen, dass selbst diese Basisbanalität nicht gesichert ist, halte ich für unbegründet.

    „Was Rassismus ist, in welchen Kontexten er auftritt und ab wann Rassismus erlaubt sein darf, darüber entscheiden in erster Linie weiße, die zudem oft kein rassismuskritisches Wissen haben. “

    Das ist eine Tatsache, aus der aber nicht notwendigerweise Handlungsanleitungen folgen müssen. Wie gesagt, das Marginalisierten-Argument muss nicht immer ziehen. Das eigene Verhalten – als Marginalisierter – bewusst davon abhängig zu machen, was die Mehrheit so macht, ist keine wirkliche Option. Das führt aber von dem Video weg.

  7. @zappzarapp

    „Thema des Filmes ist die Karikierung des Paternalismus. Der wird in überzogener Form vorgeführt. Das ist eine offensichtliche Brechung. Es ist doch nicht so, als ob niemand diese Ironie erkennt und stattdessen glaubt, hier würde frei heraus affirmiert. Die gesamte Handlung dreht sich darum, durch die Bilder den Kommentar zu brechen.“

    Thema des Filmes ist Kritik an Frontex und rassistischen Grenzregimedebatten europäischer Politiker_innen in Form von Satire. Der Rest ist deine Interpretation.

    „Dass der Film bspw. »Afrikaner« verwendet und keine andere Bezeichnung, ist allerdings Absicht.“

    Hast du mit Alexander Lehmann persönlich gesprochen? Ansonsten: Deine Interpretation. Ich schreibe es gern noch ein viertes Mal auf: Eine einfache Reproduktion von Rassismen ist kein Bruch damit.

    „Es ist ein Comic, der ausschließlich mit Symbolgrafiken arbeitet; man könnte höchstens argumentieren, dass dieses Medium ungeeignet ist.“

    Kein Medium ist ungeeignet, keine Rassismen zu reproduzieren.

    „Allgemein wäre es hilfreich, die eigene Position reflektieren, wenn du hier so stark in postkolonialem und herrschaftskritischem Duktus redest, m.E. ohne inhaltlich den Punkt zu treffen. Vornehmlich scheint der Text zu sagen, dass du dich zu den »paar wenige Weißen« zählst, die sich mit »rassismuskritischen Diskursen« auseinandergesetzt habe und dich deshalb in der privilegierten Position siehst, dieses Drei-Minuten-Video zu »dekodieren«.“

    In diesem Blog kannst du sehr viele Texte von mir finden, in denen ich meine gesellschaftliche Position verdeutliche und kritisch hinterfrage. Sich rassismuskritisches Wissen anzueignen, ist kein Privileg, sondern sollte selbstverständlich sein. Als weiße auf dieses Wissen zurückgreifen zu können, das Schwarze produziert haben, hingegen schon. Und deinen fordernden Ton kannst du mal lassen, wenn du schon so offensichtlich nicht erkennen willst, worin meine Kritik besteht: Ich verlange von dem Film nichts weiter als keine Rassismen zu reproduzieren.

  8. Es geht hier doch um die problematische Differenzkonstruktion des Afrikanisierungsdiskurs, der perfide – indem er absolut plakativ unter dem Deckmantel „Satire“ steckt – neben der politischen und ökonomischen auch die moralische und die geistige Eroberung des inferiorisierten Fremden begründet. Heißt: Hier werden Fiktionen, nicht Fakten präsentiert, die dem Rezipienten mit Halbwissen aber suggerieren, er habe gerade wichtige Informationen („Kleiderspenden zerstören Binnenmärkte! Aha!“) inkorporiert. Das alles ist mit Sicherheit unintendiert und mit guter Absicht geschehen, heißt aber nicht, dass damit das Problem weggedacht werden kann, auf das Nadine hinweist. Lustig ist ja, dass gerade der verzweifelte Versuch des Videos, historiografische Emanzipation aus der eurozentrischen Indienstnahme zu erreichen, genau dieses zementiert. Heißt, hier wird nicht mehr als ein eurozentristischer Herrschaftsdiskurs geschaffen – und nicht, wie das Video suggeriert, durchleuchtet.

  9. @HakanTee

    deinen Optimismus hätte ich gerne. Ich erlebe es genau anders herum.

    „Wie gesagt, das Marginalisierten-Argument muss nicht immer ziehen. Das eigene Verhalten – als Marginalisierter – bewusst davon abhängig zu machen, was die Mehrheit so macht, ist keine wirkliche Option.“ a) das habe ich nicht behauptet und b) verstehe nicht, was du damit sagen möchtest.

  10. zappzarapp

    Nadia, erkläre doch mal bitte, inwiefern der Film deiner Meinung nach die »politischen und ökonomischen auch die moralische und die geistige Eroberung des inferiorisierten Fremden begründet«. Was für Gründe und Rechtfertigungen führt er denn an?

    »Hier werden Fiktionen, nicht Fakten präsentiert« – Echt? Europa hat keine Afrikaner versklavt? Europa liefert keine Waffen in nordafrikanische Länder? Europa unterstützt keine unterdrückerischen Regime? Europa beutet nicht die Rohstoffe in Afrika aus? Europa schottet sich nicht schon in Nordafrika vor Migranten und Flüchtlingen ab? Frontex drängt keine Boote ab, kein Flüchtling ertrinkt im Mittelmeer? Flüchtlinge werden, haben sie Europa einmal erreicht, nicht in Gefängnissen und Lagern eingesperrt? Es gibt keine brennenden Flüchtlingsheime in Europa? Es gibt keine Abschiebungen? Stimmt, der Film vermittelt nur Fiktionen.

  11. @zappzarapp

    Du missbrauchst gerade dein Gastrecht. Beiträge absichtlich falsch verstehen gehört dazu. Erste Verwarnung an dich.

    @all
    hier noch ein weiterer Beitrag dazu >> http://fernseherkaputt.blogspot.com/2011/03/wie-man-es-besser-nicht-macht.html

  12. zappzarapp

    Lantzschi, »das ist nur deine Interpretation« ist kein Argument. Damit könnte ich auch behaupten, Kritik des Filmes als rassistisch sei »nur eine Interpretation«.

    »Hast du mit Alexander Lehmann persönlich gesprochen?« – Er hat’s doch schon auf Twitter gesagt, aber er wird’s auch sicher wiederholen, falls er zu dieser Kritik Stellung nehmen sollte. Ich verstehe nicht, wie du einerseits darauf beharrst, dass der Film möglicherweise auch gegen die Autorintention Stereotype reproduziert (eine Auffassung, die ich teile), und dich andererseits auf eine Deutungshoheit des Autors berufst, um Lesarten zu verknappen.

    »In diesem Blog kannst du sehr viele Texte von mir finden, in denen ich meine gesellschaftliche Position verdeutliche und kritisch hinterfrage.« – Weißt du, das ist mir bewusst, ich lese hier schon länger mit. In letzter Zeit wirken deine Beiträge aber vor allem apodiktischer anstatt selbstkritischer, falls ich das anmerken darf.

  13. zappzarapp

    Lantzschi, ich habe Nadias Beitrag nicht absichtlich falsch verstanden, sondern ernst und beim Wort genommen. Daher meine Bitte, diese Aussagen noch einmal auszuführen. Ich habe Fakten aufgezählt, die der Film zu vermitteln sucht. Natürlich vermittelt der Film auch viele Fiktionen, nämlich die rassistischen, die du treffend beschrieben hast. Inwiefern sind aber die vermittelten Fakten nur Halbwissen?

  14. @zappzarapp:
    Wie gesagt, für mich ist das Video in erster Linie ein homogenisierender Afrika-Diskurs und Antagonismus-Produzierer. Historische Kontingenz und regionale Besonderheiten werden hier völlig außer acht gelassen, selbstredend mit dem noblen Ziel „Jetzt seid doch mal kritisch, Leute! Jetzt stellt doch mal fest wie scheiße das alles ist was da mit „Afrika“ und „Afrikanern“ passiert!“
    Und der „Cool-wir-haben-mal-wieder-was-gelernt“-Effekt mündet letzten Endes wieder in einer Idee des „Schwarzen“ oder des „Afrikaners“ oder des „Anderen“ oder des „Nicht-Okzidentalen“. Ich freue mich für Dich, dass Du so viel Output aus diesem Video zeiehn kannst. Ich kann es nicht.

  15. @zappzarapp

    Stereotype reproduzieren sich unabhängig davon, was der_die Autorin sich dabei denkt. Alexander Lehmanns Meinung zu seinem Film ist mir herzlich egal, zumal ich nicht davon ausgehe, dass jemand, der reflektiert genug in Sachen Antirassismus ist, solch Schwachfug „absichtlich“ reproduzieren würde. Ich schrieb ja bereits, dass weiße sich alles erlauben können, solange sie es nur als Satire labeln. denn weiße bestimmen schließlich, was politisch korrekt ist und was nicht.

    meine Texte sind also erst dann legitim, wenn ich selbstkritisch bin? Aha. Und was selbstkritisch ist und was nicht, entscheidest du dann? so so.

    Apodiktisch bin ich übrigens sehr gerne, wenn mir Menschen Pseudoreflektiertheit als Gesellschaftskritik unterjubeln wollen. Rassistisch sind schließlich immer nur die anderen, nicht wahr?

  16. Achso, bevor ich es vergesse: Fragen stellen und die beantwortet zu bekommen, ist ja immer ganz nett. Sich selbst Fragen beantworten zu können, noch besser. Deshalb gern mal beim Braunen Mob (Link oben im Text) vorbeischauen und sich über Rassismusreproduktion und warum das ganz und gar nicht kritisch ist, belesen.

  17. yetzt

    Ein tolles Gefühl: Mich an etwas zu stören und am nächsten Tag die Auseinandernahme dessen hier zu lesen. Danke, Lantzschi.

  18. Danke, lantzschi, für diesen Text und die Debatte.

    Nur in einem Punkt in deinem letzten Kommentar muss ich dir (leider) widersprechen:

    …zumal ich nicht davon ausgehe, dass jemand, der reflektiert genug in Sachen Antirassismus ist, solch Schwachfug “absichtlich” reproduzieren würde.

    Weil da und bei dei den Bildern des Clips erinnerte ich mich an das Plakat zum letztjährigen NoBorder-Camp, dass – nett formuliert – ein ziemlicher FAIL war:
    http://de.indymedia.org/2010/08/288905.shtml

  19. Nun, obwohl ich hier nun schon als „unreflektiert“, „weiß“ und mein Film als zufälliger „Schwachfug“ vorverurteilt wurde möchte ich mich dennoch kurz zu Wort melden:

    Zappzarapp scheint den Film als Einziger wirklich so verstanden zu haben wie er gemeint ist.

    Der Film ist aus der Sicht des naiven hinterwäldlerischen Europäers, der sich die derzeitige Entwicklung immer irgendwie schön reden kann. Er ist aus der Sicht der Rassisten die sich unter den Artikeln zu Frontex und Europas Einwanderungspolitik immer wieder zu Wort melden – weil wir hier ja nicht genug Platz haben. Aus der Sicht derjenigen die die Zuwanderung in unsere Sozialsysteme mit der letzten Patrone verteidigen wollen. Aus der Sicht derer die das was Frontex tun legitim finden, weil es hier nunmal nicht genug Essen für alle gibt. Arbeit muss sich wieder lohnen, da können wir nicht auch noch nen anderen Kontinent durchfüttern. Und mit E10 haben wir im Moment sowieso genug Sorgen als das wir uns nun auch noch für die Kinder in Afrika interessieren könnten.

    Zur Darstellung. Es ist alles grob stilisiert, das habe ich mir von Anfang an vorgenommen. Die Köpfe sind Achteckig. Die Segel sind eckig. Sogar die Wolken sind eckig. Ziemlich unrealistisch aber es ist einfach nur ein grafischer Stil.
    Dieser Stil ist bewusst gewählt. Es spart Arbeitszeit und Rechenzeit für die Computer (ich habe nur wenige Tage für jeden Film Zeit).
    Auch spart es Zeit nicht eine Person jedes Landes inklusive passender Flora und Fauna zu modellieren und zu riggen und zu animieren. Deswegen habe ich immer wieder den gleichen Afrikaner mit der gleichen Hautfarbe kopiert. Und nicht nur rein aus pragmatischen Gründen, sondern weil die Person aus dessen Sicht dieser Film ist und der auch am Stammtisch gegen Einwanderer wettern könnte sich bestimmt nicht für die Unterschiede der verschiedenen Kulturen interessiert. Alles andere wäre fast ein Bruch zwischen Bild und herablassendem Text.

    Also natürlich wird der Afrikaner pauschalisiert und auf den stereotypen Bilderbuchsarottimoor reduziert. Im Bild und natürlich auch im Text.

    Und wenn du sagst, das ist wie „Titten zeigen um Titten zeigen zu kritisieren“, dann hast du den Film leider nicht verstanden oder du willst ihn nicht verstehen.

    Hast du schonmal einen Anti-Kriegsfilm gesehen in dem kein Krieg gezeigt wird?

    Und der Film ist logischerweise auch kein Dokumentarfilm der all das was du von ihm verlangst schaffen könnte. Ich kann in 2 1/2 Minuten nicht die Facetten aller Kulturen Afrikas zeigen. Die verschiedenen Menschen. Die verschiedenen Probleme unter denen sie leiden. Ich kann nicht die Unterschiede zwischen den Despoten zeigen und die Probleme mit den Frontex zu kämpfen hat. Wieso sollte ich auch. Der Film ist die größtmögliche im besten Falle Wachrüttelnde Übertreibung die mir gelingen konnte.

    Und du gehörst anscheinend leider auch nicht zur Zielgruppe. Der Film soll einfach nur den Leuten die das Wort „Frontex“ bisher nichtmal kannten zeigen, was „wir Europäer“ so alles tun, und ja dabei verschweige ich ganz bewusst, dass es bei Frontex vielleicht sogar Mitarbeiter gibt die das nicht gerne tun – aber Angst haben ihren Job zu verlieren wenn sie nicht den Befehlen gehorchen. Aber ich habe leider nur 2 1/2 Minuten Sendezeit und wenige Tage um den Film zu machen.

    Wenn jemand dann mehr zu dem Thema wissen will, ich habe in der Videobeschreibung auf Youtube andere Dokumentarfilme und Zeitungsartikel zu dem Thema verlinkt, die nicht rassistisch, sondern neutral und politisch korrekt sind – logisch, sie sind ja auch keine Satire.

    Ziel meiner Filme war es immer komplexe Themen auf den Kern herunterzubrechen. Satire pauschalisiert dabei immer. Sie kann garnicht anders!
    „Lieber Afrikaner, wir bekommen ein paar Rohstoffe von dir – dafür bekommst du das beste was unsere Zivilisation zu bieten hat (Elektroschrott)… achja aber übrigens es gibt bei uns auch Menschen die dir wirklich helfen wollen. Die Arbeiten z.B. Beim Roten Kreuz oder bei Ärzte ohne Grenzen…“

    Ich vereinfache und übertreibe in der Hoffnung, dass die Clips zu viralen Videos werden und möglichst viele Leute dann unter das Video schreiben. „Krass, wußte garnicht dass es Frontex gibt und was die so machen. Shit, habe es gleich an meine Freunde und Verwandte weitergeschickt“…

    Etwas das mit einem Zeitungsartikel oder einem 60 minütigen Dokumentarfilm niemals funktionieren kann. Also freut euch doch einfach, dass es zu dem Thema jetzt auch noch einen satirischen Beitrag gibt der andere Menschen erreicht.

  20. Lieber Alexander,

    Ihr Kommentar sagt eigentlich alles. Offenbar ist es Ihnen egal, dass Sie ein klassischer White Supremacist sind, dem (das Wissen um) Rassismus, Herrschaft und Dominanz am Allerwertesten vorbeigeht. Bitte informieren Sie sich, bevor Sie andere weiterhin mit ihrem Unwissen behelligen und uns schmerzlich vor Augen führen, was Rassismus bedeutet.

    Bevor ich mir allerdings die Mühe mache, zu rekapitulieren, was hundertfach im Netz steht, verweise ich doch freundlich, aber bestimmt auf den Eingangstext und die darin enthaltenden Links.

    Herzlichst,
    Nadine Lantzsch

  21. slowtiger

    Also wer darf denn dann überhaupt noch zu welchem Thema irgend etwas sagen? Dürfen Afrikaner was zu Afrika sagen? Ach nein, es gibt ja keine Afrikaner, bzw ich darf sie nicht so nennen. Dürfen Afrikaner etwas über Europa sagen? Aber nein, das würde ja die Lebenswirklichkeit sämtlicher Europäer mit oder ohne Wanderhintergrund nicht ausreichend würdigen. Darf ein Europäer denn noch irgend etwa sagen? Ach nein, das ist ja jedesmal nur Mißbrauch eines weißen männlichen Privilegs. Darf eine Satire Klischees benutzen und verarschen? Aber nein, Klischees wie rassistische Vorurteile dürfen niemals nicht erwähnt werden, sie müssen vielmehr vergessen gemacht werden.

    Lantzschi, ich schätze ansonsten deine Denkanstöße, aber hier hast du dir einen unangebrachten Rundumschlag geleistet, mit einem Übermaß an unausgegorenen Forderungen, die irgendeine Auseinandersetzung mit egal welchem Thema schlichtweg unmöglich machen, indem du nämlich allen außer den unmittelbar Betroffenen sämtlich das Recht absprichst, überhaupt was zum Thema zu sagen.

    Im übrigen sind Filmbeiträge für extra3 jetzt nichts, das monatelang vorbereitet und auf sämtliche Zehen abgeklopft würde, auf die man evtl treten könnte, noch sind 2,5 Minuten auch nur entfernt ausreichend, um auch nur deine Minimalforderungen nach Differenzierung, Geschichtsüberblick etc erfüllen zu können. Wenn du es schaffst, dem NDR ein ausreichendes Budget für sagnwama 2 h Dokumentation abzuringen, DANN können wir darüber reden.

  22. Rassismus ist kein Klischee, sondern gesellschaftliche Realität. Rassismus zu reproduzieren ist keine Kritik, sondern Rassismus. Meine „unausgegorene Forderung“ besteht darin, nicht weiter Rassismus zu reproduzieren. Eigentlich nicht viel für den Anfang.

    Satire darf alles und Menschen dürfen hierzulande alles sagen, ohne dass es ausreichend als das markiert würde, was es ist: weißes Dominanzgebahren (wie die Diskussion hier schön illustriert).

    Ansonsten lege ich dir wärmstens ans Herz, mir nicht vorzuschreiben, wann und wie ich etwas kritisieren darf. Und vielleicht beim nächsten Kommentar zu überdenken, wie dein Geschriebenes möglicherweise auf andere wirkt, die das hier mitlesen können. Danke.

  23. Andre

    @lantzschi: ich geselle mich zu denen, die deine Anwürfe nicht verstehen können (und deine Aggressivität sehr unangenehm finden, aber das nur nebenbei).
    Wie sollte ein Film deiner Meinung nach aussehen, dabei aber immer noch die selbe intendierte Botschaft auf die selbe Art (gemeint ist Satire, nicht die genaue Ausgestaltung derer) übermitteln?
    Wie sollte man den von dir vergebrachten Kritikpunkten begegnen, etwa hinsichtlich einer angemessen heterogenen Darstellung der afrikanischen Bevölkerung, und dabei aber die vom Autor angepeilte Perspektive des ‚Stammtischlers‘ (in Ermangelung eines besseren Wortes), der sie als homogene Masse von uns auf der Tasche liegenden Dunkelhäutigen sieht, in einem satirischen Film unterbringen? Imho geht das schlicht nicht, ohne hinter jeden Satz einen Disclaimer zu setzen á la ‚die hier gezeigten Figuren stellen eine gröbste Vereinfachung mit Ziel der Kontrastierung an der beobachtbaren Realität dar, bitte nehmen sie das nicht ernst‘.
    Nochmal die Frage: wie sähe eine Umsetzung gemäß deiner Kritikpunkte aus, ohne die Intention des Films zu verändern oder die Form der Satire zu unterlassen?

  24. Alexander Lehmann

    Die von dir verlinkten Beispiele lassen sich leider allesamt mit dem Film NICHT vergleichen: http://derbraunemob.info/deutsch/content/sogehtsnicht/index.htm

    Natürlich habe ich die Problematik verstanden und warum diese Bilder rassistisch sind. Aber „Lieber Afrikaner“ bedient sich ganz bewusst der Klischees und übertreibt sie um sie zu verdeutlichen. Natürlich macht sich der Film damit schuldig die Klischees aufrechtzuerhalten. Aber es geht darum diese Figur so lange zu überspitzen bis jedem der Spiegel auffällt der ihr Vorgehalten wird.
    Das lässt sich bei einer satirischen Verarbeitung des Themas auf diese Weise nicht vermeiden.

    Aber ich denke wir kommen bei dieser Diskussion nicht mehr auf einen Nenner weil wir aneinander vorbeireden. Du bist der Auffassung man darf unter gar keinen Umständen rassistische Klischees verwenden. Egal für welchen Zweck. Ich bin der Auffassung, dass ich sie nicht verwende, sondern ich lasse sie eine fiktive Person benutzen um sie vorzuführen damit sie sich selbst und die Argumentation mit der sie ihr falsches Handeln begründet vorführt und demontiert.

  25. @André:

    wie ich in meinem Ausgangstext schrieb >> „Es wäre jedenfalls wünschenswert, wenn im Zusammenhang von europäischen Grenzregimen und Frontex die expliziert karikiert werden, die beides zu verursachen haben oder sich an deren Fortbestehen beteiligen.“

    ansonsten finde ich es doch sehr bemerkenswert, von mir Alternativen zu verlangen. Den Wunsch kannst du gern an die Macher_innen solcher Beiträge richten.

  26. @all

    Bitte versucht in den Kommentaren wenigstens auf eure Sprache zu achten. Falls euch unklar ist, von welchen Nationalitäten ihr sprecht, benutzt bitte die selbstgewählten Bezeichnungen Schwarzer Menschen. „Dunkelhäutige“, „Afrikaner“ und dergleichen werden hier nicht weiter geduldet.

  27. Andre

    Verlangt habe ich gar nichts, lediglich nach deinen Ideen gefragt, weil mir da keine Art der Umsetzung einfällt. Und der Verweis auf den Ausgangstext ist insofern nicht … zielführend, da dies im Film imho geschieht, denn der fiktive Erzähler nimmt ja die von dir geforderte Rolle ein und entblößt seine rassistische Weltsicht (also die der Verursacher oder ‚Aufrechterhalter durch Duldung‘) in der Folge.
    Dein Standpunkt scheint mir auf ein ‚Keine Satire über dieses Thema‘ hinaus zu laufen.

  28. @Andre

    nein, sorry. Ich habe jetzt mehrmals dargestellt, worum es mir geht, warum ich der herrschenden Auffassung von „ist doch alles okay mit dem Beitrag“ widerspreche und was ich genau kritisiere. Steht alles im Text und in den Kommentaren. Mensch muss sich nur darauf einlassen, das verstehen zu wollen.

    Eine sehr schöne Satire zu Rassismus gibt es bspw. hier:
    http://www.youtube.com/watch?v=-Ez2Azlurzo
    oder hier

  29. pascal

    Was ich ja interessant fand: die bei extra3 gezeigte Version war deutlich entschärft, so wurde z.B. durchgehend Plural verwendet „Liebe Afrikaner“ und iirc war es auch ein bisschen enger geschnitten so dass einige ver-tierlichende Effekte rausgefallen sind. Der Director’s Cut auf YouTube verwendet stattdessen Singular „Lieber Afrikaner“, was eben (total ironisch) deutlich rassistischer klingt, nach „der Afrikaner an sich“ etc. Erschien das also extra3 zu hart? Immerhin sind die deutlich geübter, was Satire angeht, ist denen also aufgefallen, dass der Director’s Cut um eine Größenordnung schlimmer wirkt, egal ob ironisch gemeint oder nicht?

  30. pascal

    Ah und: m.E. ist Lehmanns Beitrag schon ein kleiner Schritt Richtung http://youtu.be/ZzDDCz0_xhg Da sieht man exzellent, was als Satire durchgeht, und was nicht: im Original rappt B-Tight (mit afroamerikanisch/weißem Elternhaus) sarkastisch darüber, dass er eben durch seine Hautfarbe grundsätzlich verdächtigt werde, ständig zu kiffen, und (hier ist die Ironie) das ja total wahr sei.
    Im Video trägt dann jemand aus weiß/weißem Elternhaus diesen Text „ironisch“ vor. Nur geht eben durch die doppelte Ironie der ursprüngliche Sinn verloren, es wirkt als sei da einer mal froh, endlich ungestraft „N.“ sagen zu dürfen.

  31. „There is no such thing as an anti-war film.“

  32. alexander lehmann

    @pascal
    Kurz bevor der Film fertig war, wollte die Redaktion ihn auf 2:30 kürzen (von 3:10). Aus diesem Grund sind die „Frontex Budget“ und die ursprüngliche „Schwimmunterricht“-Szene sowie die Szene über Afghanistan (Wir schicken unsere „Wirtschaftshelfer“, falls es mit der Wirtschaft mal nicht mehr so gut läuft) rausgeflogen. Damit der Text noch stimmig ist musste er umgeschrieben werden.

    Bei dieser Gelegenheit hat sich dann auch die Ansprache verändert.
    Da immer mehrere Männchen zu sehen waren, fand der Redakteur, dass man den Singular in einen Plural ändern sollte. Mit der „Härte“ hatte dies nichts zu tun.

  33. kathy

    ich habe mir den Film zunächst nur angehört und finde ihn dabei deutlich weniger problematisch. eine Gegenüberstellung von „Wir, Europäer“ und „ihr, Afrikaner“ ist zunächst keine Problematische, sondern eine Notwendige, wenn man Frontex erklären will. Hier wird „Europäer“ zur gleichen Sammelkategorie wie „Afrikaner“, und es handelt sich dabei zunächst thematisch eben nicht (!) um die Abgrenzung weiß/schwarz. Dass der Film den europäischen Blick antizipiert ist zwar nicht notwendig, hier aber nunmal der Fall und damit gibt es ein Ihr/Wir, welches im Falle einer Überzeichnung von Frontex auch eine zentrale Rolle spielen muss. auch das m.E. zunächst nicht problematisch, da wir uns immer auf Identitätskategorien mit einem „wir“ berufen und es einem weißen Mann eben auch bei aller postkolonialer Theorie nicht möglich ist, von einer anderen Position aus zu sprechen als seiner eigenen (s. im Übrigen auch die von Dir, Lantzschi, verlinkten beiden hervorragenden Videos).
    Ich finde auch, dass die Kritik an Frontex sehr sehr deutlich wird.
    Was ich allerdings tatsächlich bedauere bzw. indiskutabel finde, ist die Bildsprache, die all das unproblematische des Kommentars mit einem Mal problematisch werden lässt. denn die Kritik an Frontex wird evident, aber warum zur Hölle man dazu in der Bildsprache auf kolonial-rassistische Stereotype (kleine, unzivilisierte N.püppchen – es fehlt nur noch der Knochen im Haar) rekurrieren muss, das ist mir ein Rätsel. denn dieses Problem wird eben nicht thematisiert, nicht ironisiert, ist nicht überzeichneter Kernpunkt des Films. hier wird der europäische Blick nicht satirisch gebrochen. sondern einfach nur reproduziert. denn im Fokus steht ja Frontex, nicht „da N.“.
    ein klein wenig mehr Aufwand hätte es m.E. ermöglicht, den guten Kommentar mit einer etwas differenzierteren Bildsprache und damit einem kritischen und nicht stereotyp-(kolonial)rassistischen Duktus zu versehen.

  34. @kathy

    danke für deine Ausführungen, ich habe aus dem N-Wort ein „N.“ gemacht. Du hast recht, es macht einen Unterschied, ob ich den Film ohne Bild höre oder beides zusammen wahrnehme. Trotzdem ist die Ansprache schwierig, gerade wegen des antizipierten europäischen Blicks, gerade wegen unreflektieren und undifferenzierten Begriffen wie „Afrikaner“, die im Kontext von Frontex vielleicht Sinn ergeben, aber nun einmal rassistisch eingefärbt sind und sich von dieser Einfärbung auch nicht in einen völlig anderen unkritischen Bedeutungszusammenhang transferieren lassen. Zumal Frontex nur ein weiteres Durchsetzungsmittel rassistisch durchzogener und völkisch motivierter Zuwanderungspolitik ist, muss hier mEn eine andere Sprache gewählt werden als dieselbige, weil der Bedeutungszusammenhang ähnlich ist.

    Bezüglich weiß/Schwarz: Nun ja, das sehe ich anders. Steht dieses Kontrukt nun mal nicht stellvertretend für Hautfarben, sondern für Rassifizierung und rassistische Strukturen. Reden wir also von Rassismus, reden wir auch immer von weiß/Schwarz. Mehr dazu hier >> http://medienelite.de/2011/01/24/grada-kilomba-rassismus-als-trauma/#more-2606 (ganz unten)

  35. kathy

    @lantzschi

    ich denke, da haben wir unterschiedliche Vorstellungen bzw. Herangehensweisen.
    ich bin der Meinung, dass man zur Überzeichnung durch Satire genau auf jene Kategorien zurückgreifen muss. im Fall Frontex auf die Differenz wir/europäer vs. ihr/afrikaner. weil es quasi die Leitdifferenz ist. ohne Leitdifferenz keine Satire mehr.
    es hört für mich eben allerdings da auf, wo sich das ganze mit dem bildlichen Rassismus paart.

    Reflexion: ich denke bei schwarz/weiß an Hautfarben –> ergo: mein Fehler im Ausdruck.
    daher Berichtigung: ja, im Sinne des von Dir verlinkten theoretischen Konstruktes geht es selbstverständlich um schwarz/weiß.
    was meine Anmerkung angeht, muss ich mich korrigieren. ich meinte, dass es im Falle der Frontex-Satire zunächst nicht um die Hautfarbe geht (Ton), diese dann aber plötzlich transportiert wird (Bild) und daraus für mich der Konflikt entsteht.

    danke fürs Berichtigen des N.-Worts. ich bin es – ganz im Sinne der Goffmanschen Stigma-Theorie – gewohnt als Teil der Ingroup dieses Wort zu verwenden. sollte mich aber in diesem Falle mehr an Foucault und seinen wirkmächtigen Diskursen orientieren und darauf verzichten.

  36. @Alexander Lehmann – Also ich finde es schon dreist, wenn du einfach behauptest, ich hätte den Film nicht verstanden (Ich bin die mit dem Titten-Tweet). Natürlich habe ich den Film verstanden. Ich bin aber im Hinblick auf die sinnvolle und akzeptable Verwendung des „N.“-Klischees anderer Ansicht als du. Diese Ansicht musst du ja nicht teilen. Aber dass ich sie habe, das musst du wohl schon akzeptieren.

  37. Was ist denn am „politischsten“? Wie möchte Dead Prez denn angesprochen werden? Ist die Selbstbezeichnung von Dead Prez die Legitimation für weiße, auf die Selbstbezeichnung Schwarzer zu verzichten? Ich habe übrigens mehrere Begriffe vorgeschlagen, die jahrzehntelange Kämpfe der Empowerment-Bewegung in verschiedenen Ländern hinter sich haben. Vielleicht nutzt du die einfach?! In der Regel entscheiden die entsprechenden Gruppen über ihre Selbstbezeichnung.

    Lifestyle? Versteh ich jetz nicht. Es macht einen Unterschied, wer was in welchen Kontexten sagt. Wenn Türken sich als Kanaken bezeichnen, dann weil sie versuchen, das Wort von seiner ursprünglichen Bedeutung zu emanzipieren. Ob das gelingt, ist eine andere Frage. Das N-Wort im US-amerikanischen Kontext als Selbstbezeichnung ist ja noch wie vor hoch umstritten. Wenn Deutsche der Meinung sind, sie könnten „Kanake“ unreflektiert benutzen, weil „die Türken“ machen das ja auch, dann ist das einfach nicht dasselbe. Dominante und marginalisierte Sprecher_innenpositionen und ihre Diskursmacht.

    Zur Deutungshoheit von weißen bezüglich Rassismus. Ich weiß nicht, wieviel Literatur ich jetzt schon zu dem Thema gelesen habe. Wahnsinnig viel. Ich weiß nicht, wie oft ich mich schon selbst in die rassistischen Nesseln gesetzt habe. Wahnsinnig oft. Ich hatte viele Gespräche über dieses Thema mit verschiedenen Menschen aus verschiedenen Zusammenhängen. All das zusammengenommen lässt mich zu Recht sagen: Ja, dominante Gruppen sichern ihr Herrschaftswissen ab. Das ist nicht meine These. Das ist Foucault, Bourdieu, Fanon, Said, Hall, hooks, Davis, Fraser, Butler, Derrida, Name, Name, Name, Name, Name. Es ist eines der Paradigmen großer postmoderner, poststrukturalistischer Theoreme, postkolonialer Theorie, neuerer feministischer Theorie, Gendertheorie, Zweig, Zweig, Zweig, Zweig. Kurz gesagt: allen kritischen Wissenschaftszweigen. Es ist für mich so unumstößlich wie der Fakt, dass nach 0 Uhr ein neuer Tag beginnt.

  38. „Politischst“ – dämlicher Superlativ. Aber Dead Prez ist quasi Malcolm X, nur gerappt. Ich weiß nicht, vielleicht haben die überhaupt kein Bock auf Bezeichnung wie „Schwarz“ und/oder „Weiß“? Schließlich hat das ja auch ein „Rot“ und ein „Gelb“ zur Folge. Allein die Aufteilung in Schwarz und Weiß ist Folge der „weißen Dominanz“ im geschichtlichen Kontext. Warum sollte also ausgerechnet schwarz als Begriff taugen? (Es geht übrigens nicht darum, dass ich einen Begriff suche, sondern, dass man bei Definitionsfragen keinen Endpunkt findet.)

    Und ich sage „Kanake“ nicht, weil ich versuche, das Wort zu emanzipieren. Sagt so gut wie keiner meiner Freunde deswegen. Man sagt es einfach.

    Zwecks der Absicherung: Ja, natürlich ist das so. Aber warum sollte daraus zwangsläufig folgen, dass man nicht trotzdem solche Klischees aufgreifen darf – als (kritisches) Mitglied der Mehrheitsgesellschaft? Ich habe Deine Argumente gelesen, Dir meine versucht, näher zu bringen. Wir kommen da aber auf keinen Nenner.

  39. Aaah ok. Malcolm X in gerappt, muss mensch dann aber in einem anderen Zusammenhang sehen. Die Black Panther Bewegung war eine sehr radikalisierte Form der Civil Rights Movements, zum Teil nationalistisch. Interessant, ich habe erst heute einen Beitrag dazu gelesen. Hier >> http://www.linksnet.de/de/artikel/17616 (Unter der Zwischenüberschrift „Tod des Schwarzen Subjekts“)

    Zu den Begriffen von Schwarz/weiß (und warum das nichts mit Farben zu tun hat) kannst du dich gern belesen. „Mythen, Masken und Subjekte“ kann ich sehr empfehlen. (Führt jetzt nämlich auch vom Thema weg, sorry)

    Aufgreifen, machen, tun, sagen darfst du alles. Es geht nicht um Verbote. Aber ich kann das dann trotzdem als sexistisch, rassistisch, lookistisch, usw. kritisieren und argumentieren, dass dieses oder jenes nicht weiterhilft eben genau diese Ausschlüsse nicht fortzuschreiben oder aufzubrechen.

  40. Lantzschis Wahrnehmung kann ich uneingeschränkt nachvollziehen. Wer gegen die Ausführungen einwendet, dass diese Bilder deswegen legitim sind, weil sie etabliert sind, vergisst oder ignoriert, dass es ja gerade die eingeschliffene Gewohnheit (böse gesagt: Bequemlichkeit) ist, mit der eine derartige Bildsprache sich immer wieder neu legitimiert. Diese Gewohnheit müsste doch durchbrochen werden. Und das geschieht in dem Film nicht, dort bleibt alles beim alten. Lantzschi bringt es auf den Punkt: Es geht um die Blickrichtung. Wer spricht über Wen. Da liegt das Problem. Wir sprechen – wie gewohnt – über Die.

    Und ich muss sagen, in dieser legitimen (notwendigen) Kritik von Lantzschi erkenne ich kein Denkverbot („was darf wer denn noch sagen?“), sondern nur die kühle Feststellung: Die Blickrichtung in dem kritisierten Videobeitrag entspricht einem etablierten, tradierten Machtverhältnis, einer bequemen Blickrichtung. Wir beschreiben die Anderen. Und zwar fortdauernd, innerhalb einer sich ständig wieder selbst legitimierenden Logik („Nur mit solchen Bildern verstehen es alle“ – wohlgemerkt schließt „alle“ nicht die Betrachteten ein).

    Diese rassistischen Images zu benennen und dafür zu sensibilisieren ist wichtig. Danke Lantzschi.

  41. ich schreibe ungerne blog-kommentare, aber hier nur kurz mein senf dazu, den ich auch bei alexander lehmann gepostet habe:

    @ alexander lehmann

    mensch, du willst es wirklich nicht verstehen, oder?!

    zum einen scheinst du deine eigene zielgruppe nicht zu kennen, denn du schreibst ja hier, dass du menschen erreichen möchtest, die noch nie etwas von frontex etc. gehört haben.
    dabei frage ich mich erstens, wer glaubst du guckt denn eine satire-sendung wie extra3 oder filme wie „du bist terrorist“? nicht in erster linie menschen, die sowieso mit einem kritischen blick durch die welt gehen und zumindest schon mal die tagesschau geguckt haben, wo auch über frontex berichtet wird (nicht besonders kritisch, das stimmt)?
    und wenn dem so sei, meinst du mit einer so krass verkürzten und inhaltlich mE teilweise schwachen informationsdichte ( nicht aufgrund der zeit, sondern weils zu wenig auf den punkt gebracht ist) erreichst du leute, die noch nie was davon gehört haben? dein film ist voller anspielungen, die aber solche bleiben, information vermissen lassen und eben nur die leute verstehen können, die sich schon mit der festung europa und frontex beschäftigt haben.
    ich finde das gar nicht so schlimm, aber vielleicht überschätzt du an diesem punkt deine wirkmächtigkeit.
    zum anderen scheinst du die kritik, die an dich herangetragen wird, einfach nicht verstehen zu wollen und die leute auch völlig falsch einzuschätzen. keine_r wirft dir vor deinen kritischen beitrag über frontex und den kolonialen rassismus in europa vor (alle begüßen die idee dahinter und sprechen dir auch nicht ab, das du eigentlich mit dem film nur gute absichten hattest), sondern elemente darin, die nunmal offenbar von vielen als rassistische reproduktion wahrgenommen werden. denn wo ist bitte der satirische bruch, wenn die erzählende person vom „afrikaner“ bzw. von den „afrikanern“ spricht und genau dieses rassistische stereotyp zu sehen ist? die „europäischen errungenschaffen“ brechen mit elektroschrott, die „entwicklungshilfe“ bricht durch panzer und waffen, usw. usf. aber warum brechen „die afrikaner“ nicht mit wirklichen menschen, sondern bleiben im klischee des n**** verhaftet?
    bei allem verständnis für zeitdruck und kürze des mediums: wenn ich merke, das wird zu aufwendig, muss ich das anders umsetzen oder es sein lassen, bevor ich es falsch mache; wenn ich etwas nicht gesehen habe, sollte ich es im nachhinein einsehen können; wenn mir kritik zugetragen wird, sollte ich mich für einen moment darauf einlassen, bevor ich alles nur abstreite und mit „ihr habt es alle nicht verstanden“ um mich werfe.
    niemand will dir etwas böses. aber wir alle sind nicht vor rassismus gefeit, wir alle reproduzieren ihn. und wenn du das einsiehst, dass auch du rassismus reproduzierst (und dies ist nicht nur nach meiner meinung in deinem film geschehen), haben wir alle was gelernt. welche konsequenzen daraus folgen liegt in diesem fall vor allem bei dir.

  42. […] absichtlich grotesk überzogenen Darstellung selbst Rassismus vorzuwerfen, läge mir völlig fern.Manch anderem jedoch nicht, und so tut Alexander Lehmann das, was viele tun, die sich missverstanden […]

  43. Finde es äußerst unglücklich hier Alexander Lehmann als „White Supremacist“ zu beschimpfen. Dieser Film braucht natürlich das „die“ und das „wir“, denn Frontex ist genau ein solches Konstrukt von „die“ und „wir“. Um das zu verdeutlichen ist eine Vereinfachung nötig. Ob dazu gleich das finsterste Sterotyp (Wulstlippe, Ohrring, Lendenschurz) herausgeholt werden muss, ist durchaus zu bezweifeln. Obwohl eben Satire und Ironie von der Überzeichnung oder Überaffirmation des Vorurteils leben.

  44. Malte

    Kann es sein, dass es dir an grundlegendem Verständnis des Films mangelt? Deine Kritik in allen Ehren, aber was du an diesem Film kritisierst, ist doch gerade Stilmittel.
    Grundsätzlich arbeitet der Film mit einer sehr problematischen Erzählung von wir und die anderen, ist nicht differenziert, die Sprache bettet sich prima in bereits vorhandene ausgrenzende und rassistische (Sprach)Diskurse ein, verharmlost (Neo)kolonialismus (wie Waffenlieferungen, Geldströme, Ausbeutung lokaler und nationaler wirtschaftlicher Infrastruktur, Gewalt, etc.) durch sehr einfache und paternalistische (Bild)Sprache. Wer spricht hier eigentlich über wen und wie? Was wird erzählt?
    Du erkennst genau, womit der Film arbeitete, ziehst dann aber daraus den Schluss, er würde das alles wertfrei wiedergeben oder – noch schlimmer – verstärken. Dabei missachtest du völlig den eigenen Anspruch des Films sowie die Perspektive, aus der der fiktive Sprecher erzählt, und betrachtest ihn wie eine Dokumentation. Du unterstellst dem Film etwas, deutest ihn um, um das dann kritisieren zu können. Das ist kein guter, nicht einmal zutreffender Argumentations- oder Kritikstil.

  45. Obwohl ich Nadines ursprüngliche Intention recht gut nachvollziehen kann, halte ich deinen Eifer, hier in den Kommentaren aufzuräumen und speziell das Argument „du willst es nicht verstehen“ für völlig kontraproduktiv.

    Das ist genau das gleiche Argument, das Alexander Lehmann vorbringt.

    Deswegen sollten Leute, die in der Kommunikationsbranche im weitesten Sinne arbeiten, mal schnallen, dass Urheberintention schnurzpiepegal ist. Entscheidend ist, was der Rezipient versteht. “Das hab ich nicht so gemeint” ist eine beschissene Ausrede für einen Profi. Statt die Kritiker anzupflaumen könnte ein Autor oder eine Autorin, der an ihrer Botschaft liegt, sich vielleicht besser drum kümmern, das Problem ihrer Zielgruppe mit dem Medium (der Art der Vermittlung) zu dem ihren zu machen.

    (tschuldige, dass ich diesen Kommentar jetzt schon zum wiederholten mal ablaiche, ich finde nur, diesen Punkt dürfen alle Beteiligten lesen)

  46. @all

    zu diesem Thema ist aus meiner Sicht bereits alles gesagt worden. Ich verweise an dieser Stelle auf den Kommentar von TakaTukaLand und Antje Schrupp, die bei Anne Roth kommentiert hat >>
    http://annalist.noblogs.org/post/2011/03/13/lieber-afrikaner/#comment-18243

    ich wünsche euch eine angenehme und respektvolle Diskussion,
    lantzschi

  47. Satire ist erst dann wirklich gelungen, wenn sich jemand drüber aufregt.

  48. Nachtrag, siehe hier.

  49. […] Rassismus gegen Grenzregime? […]

  50. […] Freiheit“) neuestes Video “Lieber Afrikaner”, sorgt derzeit wieder einmal mehr für Aufsehen und einige Aufreger in der Bloggosphäre. Dabei wollte er eigentlich nur mit seiner gewohnt […]

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